KoKo: Neurodermitis
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Naturheilkunde Immunsystem Neurodermitis
Die Neurodermitis (medizinisch auch: atopische Dermatitis, atopisches Ekzem) zählt zu den drei Erkrankungen des atopischen Formenkreises, zu dem auch Asthma und allergischer Schnupfen mit Bindehautentzündung einschließlich Heuschnupfen und Hausstaubmilbenallergie gehören. Diese Erkrankungsformen können entweder allein, nacheinander oder auch parallel auftreten.
Während die Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen eine hohe Tendenz hat, im Laufe der Zeit von selbst abzuklingen, bleibt sie im Erwachsenenalter meist bestehen und verläuft oft auch schwerer. Komplett geklärt ist die Entstehung des atopischen Ekzems bis heute nicht. Die Wissenschaft sieht in der Neurodermitis eine Art Stoffwechselstörung, die durch genetische Faktoren und immunologische Veränderungen entsteht. Sicher scheint zu sein, dass die genetische Veranlagung eine große Rolle spielt: Haben beide Eltern eine atopische Erkrankung, liegt das Erkrankungsrisiko für das Kind bei rund 70 Prozent, bei nur einem erkrankten Elternteil liegt es zwischen 20 und 40 Prozent. Fachleute vermuten, dass auch psychische Faktoren und Umwelteinflüsse (z. B. Schadstoffe, Allergene den Ausbruch der Krankheit provozieren.
Neurodermitis verläuft typischerweise in Schüben, das heißt auf beschwerdefreie Zeitabschnitte folgen Phasen mit teilweise extremen Symptomen. Meist werden die Schübe durch bestimmte Faktoren (so genannte Trigger) ausgelöst, dazu zählen sowohl Nahrungsmittel (z. B. Milch und Milchprodukte, Ei, verschiedene Obst- und Gemüsesorten, Nüsse) als auch einatembare Allergene (Tierhaare, Hausstaubmilben, Pollen) und Kontaktallergene (durch direkten Kontakt mit der Haut, z. B. Kleidung, Kosmetika, Waschmittel), aber auch Witterungsbedingungen und bestimmte individuelle Faktoren wie Stress können einen Schub begünstigen.
Die Neurodermitis ist eine komplexe und vielschichtige Erkrankung, bei der gerade die ganzheitliche Medizin gute und wirkungsvolle Ansätze bietet, um die Erkrankung nebenwirkungsfrei und tiefgreifend zu behandeln. So können u. a. die Ernährung, die Phytotherapie, die Homöopathie und auch die anthroposophische Medizin therapeutisch erfolgreich eingesetzt werden.
In vielen Fällen können ganzheitliche Konzepte den Patienten zu Beschwerdefreiheit und neuer Lebensqualität verhelfen. Vor allem aber auch die seelischgeistige Komponente des Menschen nimmt aus naturheilkundlicher Sicht in der Therapie der Neurodermitis eine herausragende Stellung ein.
Konventionelle Therapie
Im Vordergrund steht die lokale Behandlung der Haut. Beim akuten, nässenden Ekzem gilt das Prinzip „feucht auf feucht“: Feuchte Umschläge, z. B. mit physiologischer Kochsalzlösung, werden auf die nässende Haut aufgebracht. Bäder – ggf. mit Zusätzen – können durchgeführt werden, anschließend wird mit verschiedenen Cremes oder Salben die trockene Haut eingefettet. Bei starker Entzündung und ausgeprägtem Juckreiz werden antientzündliche Cremes aufgetragen, in erster Linie kortisonhaltige Präparate (Glukokortikoide).
Bei bakteriell infizierten Ekzemen werden entzündungshemmende und antibakteriell wirksame Substanzen empfohlen. Bei weniger akuten oder chronischen Ekzemen, bei denen die akute und nässende Entzündung in den Hintergrund tritt und die Haut recht trocken werden kann, können spezielle Cremes und Salben verwendet werden, darunter z. B. Schieferöle, Zinkpasten, Harnstoffsalben oder Gerbstoffe. Auch Bäder mit rückfettenden Ölzusätzen werden angewendet. Da die Wahl des passenden Präparates sehr wichtig ist, sollte diese ausschließlich vom Arzt vorgenommen werden. Gegen den massiven Juckreiz werden häufig zusätzlich Antihistaminika zum Einnehmen verordnet, die die Reaktionen in den Körperzellen hemmen, die für den Juckreiz verantwortlich sind. Bei einer sehr schweren chronischen Neurodermitis werden teilweise auch Immunsuppressiva in Salben- und Tablettenform verordnet. Diese sind aber aufgrund möglicher Nebenwirkungen nicht mehr ganz unumstritten und kommen immer seltener zum Einsatz. Grundsätzlich kann die Schulmedizin die Symptome einer Neurodermitis behandeln und die Erkrankung kurzfristig zum Stillstand bringen. Eine langfristige Besserung des Hautbildes ist mit diesen Therapien aber unwahrscheinlich.
Phytotherapie
Eine wichtige Therapiesäule in der naturheilkundlichen Behandlung der Neurodermitis stellt die Pflanzen heilkunde dar. Erfreulich ist, dass die Wirkung vieler pflanzlicher Extrakte nicht nur auf traditionellem Wissen basiert, sondern kontinuierlich durch Forschungsarbeiten untermauert wird. Hierbei kommen vor allem Öle zum Einsatz, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, wie zum Beispiel das Nachtkerzensamenöl oder das Borretschsamenöl. Beide werden seit Jahrzehnten in der äußerlichen wie auch in der innerlichen Behandlung der Neurodermitis eingesetzt, denn sie besitzen einen hohen Anteil an essenziellen Fettsäuren, besonders Linol- und Gammalinolensäure (Omega-6-Fettsäuren).
Wissenschaftliche Studien kommen zwar bisher zu keinem einheitlichen Ergebnis, jedoch hat sich die Anwendung in der Praxis bewährt und Betroffene berichten immer wieder von positiven Effekten. Untersuchungen belegen, dass die regelmäßige Zufuhr von Gamma- Linolensäure die Hautbarriere stärkt, die biomechanischen Hauteigenschaften verbessert und die Hautoberfläche glättet. Das Öl gibt es in Kapseln zum Schlucken, es kann auch direkt auf die Haut aufgetragen werden. Darüber hinaus gibt es Hautcremes zu kaufen. Positive Effekte zeigen sich oft erst nach mehreren Wochen regelmäßiger Anwendung. Schwangere und Stillende sollten vorher mit dem Arzt abklären, ob sich entsprechende Präparate für sie eignen. Bei der oralen Einnahme kann es zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Magen-Darm- Beschwerden kommen.
Zahlreiche weitere Pflanzen weisen im Laborversuch wie auch in klinischen Untersuchungen entzündungshemmende Eigenschaften auf. Sie können bei schwächeren Verlaufsformen oder in der Nachbehandlung eingesetzt werden und bieten eine echte Behandlungsalternative. In der Praxis bewährt hat sich vor allem der Einsatz von Tinkturen der Zaubernuss (Hamamelis virginana) oder des Bittersüßstängels (Solanum dulcamara). Diese Pflanzen besitzen entzündungshemmende und juckreizlindernde Wirkung. Zu den bei Neurodermitis bewährten Pflanzenprodukten zählen auch die Eichenrinde (Cortex quercus), welche entzündungshemmende, adstringierende (gerbende) Wirkungen beim Ekzem aufweist sowie die Kamille (Matricaria chamomilla L.), die neben ihrer entzündungshemmenden auch deutliche antimikrobielle Wirkungen sowie wundheilungsfördernde Effekte besitzt. Kamillenzubereitungen werden daher besonders bei infizierten, nässenden und wunden Neurodermitisformen eingesetzt.