Chronische Krankheiten: Wie Arzt und Zahnarzt gemeinsam erfolgreich therapieren
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Integrative Medizin
Die Zahngesundheit spielt eine immens wichtige Rolle für die gesamtgesundheitliche Situation des Menschen. Leider bringt kaum jemand eine generell schlechte gesundheitliche Verfassung mit einer mangelhaften Zahngesundheit in Verbindung. Studienergebnisse belegen, wie eng Zahngesundheit und systemische Erkrankungen miteinander verbunden sind. Parodontalerkrankungen erhöhen das Risiko für chronische Krankheiten, weil Entzündungen im Mund die Entstehung von Erkrankungen im gesamten Körper beeinflussen können.
Chronische Krankheiten zählen heute zu den häufigsten und gesundheitsökonomisch bedeutsamsten Gesundheitsproblemen. Insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, psychische Störungen und Diabetes mellitus sind weit verbreitet und beeinflussen Lebensqualität, Arbeitsfähigkeit und Sterblichkeit. Im Zuge des medizinischen Fortschritts und des demographischen Wandels treten zunehmend Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) auf, insbesondere im höheren Alter. Neben der symptomatischen Therapie erfolgt deren Behandlung klassischerweise hauptsächlich durch Aufklärung und Prävention vermeintlicher Risikofaktoren.
Wie entsteht Gesundheit?
Vor über 30 Jahren starb der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky. Er entwickelte das salutogenetische Modell, das sich – im Gegensatz zur Pathogenese – mit der Frage befasst, welche Faktoren einen Menschen relativ gesund halten.
Salutogenese versus Pathogenese
Salutogenese bedeutet, Bedingungen zu schaffen, um Gesundheit zu ermöglichen, aufrechtzuerhalten und wiederherzustellen. Beim klassischen Medizinverständnis der Pathogenese (dem Entstehungsprozess von Krankheit) wird angenommen, dass der Körper sich normalerweise selbst reguliert und dieser Prozess bei einer Krankheit nicht mehr funktioniert.
Im Gegensatz dazu ist bei der Salutogenese ein Zustand ständiger Unordnung mit notwendiger Anpassung an verschiedene Einflussfaktoren normal. Je schlechter ein Individuum sich adaptieren kann, umso kranker wird es. Damit gibt es nicht nur gesund oder krank, sondern fließende Übergänge von „health – dis-ease – disease“ (Gesundheit – Unbehagen – Krankheit).
Biologische Zahnmedizin als bestimmender Einflussfaktor auf die Salutogenese
Als bestimmende Faktoren von Gesundheit gelten Stressoren (Stressauslöser), die Art ihrer Bewältigung sowie die verfügbaren Widerstandsressourcen. Als einer der bedeutsamsten und vielfach belegten Einflussfaktoren auf Gesundheit und Krankheit gilt chronischer Stress.
Aaron Antonovsky beschrieb 1979 in seinem Buch „Health, Stress and Coping“, dass es grundlegend drei große gesundheitsgefährdende Einflussfaktoren gebe, die bei Auftreten von Stressoren Spannungszustände auslösen. Die drei genannten Einflussfaktoren waren:
- chemische durch Giftstoffe
- biologische durch Bakterien, Viren, Pilze, etc.
- psychosoziale durch Leistungsdruck, verminderte soziale Bindungen und Kontakte
Heutzutage spielen zudem folgende Faktoren eine große Rolle:
- biochemische z.B. durch Allergene oder Metalle in der Mundhöhle
- emotionale z.B. durch Cybermobbing, ungelöste Konflikte oder Beziehungsprobleme
- elektromagnetische durch künstliche elektromagnetische Felder, wie WLAN, Mobilfunk
- physische z.B. durch Übergewicht, Mangelzustände, schlechte Ernährung oder Schlafmangel
Krankheitsverursachende Belastungen in der Mundhöhle sind bei chronisch kranken Patienten meist der größte Stressfaktor.
Zähne können als Bioreaktor für Bakterien, Viren, Pilze und als Quelle von Toxinen und Entzündungsbotenstoffen fungieren. Auch Schwermetalle aus Amalgamfüllungen und anderen Dentallegierungen sowie Allergene aus Kunststoffen und Legierungsbestandteilen können toxisch wirken. Hinzu kommt die Antennenwirkung von Metallversorgungen, die die negativen Auswirkungen elektromagnetischer Felder verstärken kann, und dies in unmittelbarer Nähe des Gehirns! Zudem belasten Keime aus der Mundhöhle den gesamten Organismus. Zahlreiche Studien belegen die pathogene Wirkung parodontaler Keime bei verschiedenen Karzinomen, kardiovaskulären Erkrankungen und sie wurden sogar im Gehirn von Alzheimer-Patienten gefunden.
Die in Kieferentzündungen vorliegenden oder aus wurzelkanalbehandelten Zähnen austretenden Bakterien oder bakterielle Bestandteile gelangen in den Blutkreislauf. Dies kann als erhöhte Konzentrationen an Endotoxinen (Giftstoffen) im Blut gemessen werden. Diese dauerhaften Belastungen, sieben Tage die Woche für 24 Stunden, lösen zwar geringgradige, aber chronische Entzündungsprozesse im Körper aus. Diese werden als „Silent Inflammation“ (chronische, stumme Entzündung) bezeichnet.
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Zum Shop »Welche Rolle spielen chronische Entzündungen?
Das Immunsystem ist darauf ausgelegt, auf krankhafte Prozesse und Keime mit einer akuten Entzündung zu reagieren und diese dadurch möglichst schnell und effektiv zu bekämpfen. Dadurch werden auch Autoimmunprozesse verhindert. Seine Arbeit wird vom vegetativen Nervensystem (Sympathikus und Parasympathikus) beeinflusst und reguliert.
Ein Teufelskreis entsteht, wenn die akute Entzündung ihr Ziel nicht erreicht und deshalb in eine chronische Entzündung übergeht, wobei sich Entzündungsreaktion und Sympathikus-Aktivität gegenseitig aufrechterhalten. Dabei können Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, kardiovaskuläre Probleme und Diabetes mellitus entstehen, bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann es zu einem krankhaften Gewichtsverlust kommen. Gleichzeitig wird die Aktivität des Parasympathikus mit seiner entzündungshemmenden Wirkung blockiert.
Was macht die biologische Zahnmedizin anders?
Aus zahnmedizinischer Sicht geht es daher vorwiegend um die Vermeidung bzw. Beseitigung von krankheitsverursachenden Belastungen in der Mundhöhle: Metalle, tote Zähne und Kieferentzündungen. Dies führt zu einer effektiven Entlastung des Immunsystems und damit zu einer Steigerung der Adaptationskapazitäten, sprich einer Verbesserung der Selbstheilungskräfte.
Durch eine biologische Zahnsanierung kann erfahrungsgemäß eine gesundheitliche Verbesserung von bis zu 60 Prozent erzielt werden.
Wichtig ist dabei, dass nach dem chirurgischen Eingriff für die Dauer von ein bis drei Tagen noch keine weiteren invasiven oder ausleitenden Maßnahmen durchgeführt werden, da der Patient sich in diesem Zeitraum noch in der sogenannten katabolen Phase befindet.
Worauf kann der Arzt Einfluss nehmen?
In der Praxis hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:
- Vorbehandlung: Ziel ist eine Herstellung der normalen Physiologie, d.h. Ausgleich von Mangelzuständen, Stärkung der Ausleitungsorgane, Verbesserung der Sauerstoffversorgung der Zellen, Knochenstoffwechsel/Vitamin D3-Spiegel
- Zahnärztliche Therapie: Metallentfernung, Entfernung toter Zähne/Titanimplantate/ Osteonekrosen (FDOKs etc.)
- Nachbehandlung: Ziel ist die Entgiftung aller Systeme, Ausleitungsmaßnahmen (Chelatinfusionen, DMPS, Chlorella, etc.)
- Immunmodulation: Normalisierung der Immunantwort (90 Prozent aller Symptome sind verursacht durch Immunreaktionen auf Toxine oder Keime)
- Milieusanierung: Verminderung der pathogenen Keime und Normalisierung des Mikrobioms, Regulierung Säure-Basen-Haushalt, Darmsanierung
Häufig sind begleitende Maßnahmen (beispielsweise in Form von Psycho-Kinesiologie, Blütentherapie, Gesprächstherapie, Akupunktur, o.a.) zur Harmonisierung auf emotionaler Ebene bzw. zur Bearbeitung ungelöster seelischer Konflikte sinnvoll.
Welches Fazit kann man daraus ziehen?
Die erfolgreiche Therapie chronischer Krankheiten erfordert neben der Diagnostik und Therapie der klassischen Einflussfaktoren immer auch der Behandlung negativer zahnmedizinischer Einflussfaktoren. Erst damit ist ein durchgreifender und anhaltender Therapieerfolg zu erwarten. Damit das interdisziplinäre Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Therapeuten optimal funktioniert, bedarf es einer engmaschigen Abstimmung zwischen den einzelnen Disziplinen.