Gesunder Darm: Natürliche Hilfe bei Reizdarm und Co.
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Verdauung Naturheilkunde
Seit der Corona-Pandemie haben viele Menschen Symptome und Beschwerden mit dem Darm entwickelt. Auffällig ist auch eine Häufung von Darmproblemen nach der Corona-Impfung. Die Fachpresse hat diese Entwicklung aufgegriffen: Nachweislich ist die Zahl der Betroffenen mit Reizmagen bzw. vor allem Reizdarm nach einer Corona-Infektion bzw. -Impfung erhöht. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Therapiesäulen in der Behandlung vor.
Zusammenfassung
Zu den typischen Symptomen zählen Durchfälle, Blähungen, Schmerzen und Krämpfe. Auch eine Verstopfungsneigung kann auftreten, häufiger sind jedoch breiige und flüssige Stühle und das Gefühl der unvollständigen Entleerung.
Drei wichtige Therapiesäulen sind Ernährung (z.B. der Verzicht auf Gluten und Zucker), Heilmittel (z.B. Tees, Bauchwickel, Pfefferminz- und Leimöl) und Entspannung (z.B. Meditation, Qi Gong und Yoga).
Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Covid-19-Infektion die Entwicklung eines Reizdarms begünstigen kann. Vermutlich gilt dies auch für die Impfung. Risikofaktoren sind weibliches Geschlecht, ein mittelmäßiger bis schwerer Corona-Verlauf, Symptome des Verdauungsapparates in der Akutphase sowie Depressionen oder Angsterkrankungen.
Den Zusammenhang zwischen Reizdarm und einer Corona-Infektion bzw. Impfung belegt eine aktuelle Studie: Sie wertet Daten aus dem Zeitraum von Januar 2020 bis April 2023 aus und zeigt, dass eine Covid-19-Erkrankung einen sogenannten De-novo-Reizdarm provozieren kann. Dies bedeutet, dass Menschen, die bisher keinerlei Probleme mit dem Darm haben, diese erst durch die Infektion entwickeln. Vermutlich gilt dies auch für die (Mehrfach-)Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff. Risikofaktoren, die zum Tragen kamen, waren in der Studie weibliches Geschlecht, ein eher mittelmäßiger bis schwerer Verlauf von Covid-19, Symptome des Verdauungsapparates in der Akutphase sowie bekannte Depressionen oder Angstzustände.
Auch in der Praxis lässt sich dies so beobachten. Die meisten Betroffenen berichten über Durchfälle, Blähungen, ein ständiges Rumoren im Bauch sowie Schmerzen und Krämpfe. Auch eine Verstopfungsneigung kann auftreten, häufiger sind jedoch breiige und flüssige Stühle und das Gefühl der unvollständigen Entleerung. Bevor jedoch vor einem sogenannten IBS (irritable bowel syndrom bzw. Reizdarmsyndrom, RDS) gesprochen werden kann, sollten andere mögliche Ursachen durch einen Facharzt für Gastroenterologie möglichst ausgeschlossen werden – denn beim Reizdarm handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Erforderlich sind neben einer klinischen Untersuchung und Anamnese ein Labor, eine Stuhluntersuchung, ein Ultraschall des Bauches sowie in den meisten Fällen eine Darmspiegelung.
Welche Untersuchung jedoch im Einzelnen notwendig ist, sollte mit dem behandelnden Arzt/Ärztin entschieden werden. Eine gründliche Untersuchung bzw. Diagnostik ist wichtig, um andere mögliche Erkrankungen wie etwa eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Nahrungsmittelunvertäglichkeiten und/oder maligne Erkrankungen sicher ausschließen zu können.
Unsere Darmflora bzw. das sogenannte Mikrobiom ist ein empfindliches Organ, das auf verschiedenste Einflüsse reagiert.
Eine Therapie des Reizdarmsyndroms ist nicht immer einfach und erfordert oftmals eine längere Behandlung und vor allem Geduld seitens des Patienten – aber auch des Behandlers.
Im Folgenden möchte ich vor allem auf drei wichtige Therapiesäulen eingehen: Ernährung, Heilmittel und Entspannung.
Glutenarme Ernährung kann Symptome bessern
Bei der Ernährung ist es wichtig, Auslöser der Symptomatik zu erkennen. Oftmals wird die LOW-FODMAP-Diät empfohlen (Betroffene verzichten dabei dafür auf bestimmte Lebensmittel mit kurzkettigen Kohlenhydraten). Das kann helfen und ist einen Therapieversuch wert. Sie sollte aber mindestens vier Wochen lang durchgeführt werden. Viele Betroffene berichten mir jedoch, dass diese Diät ihnen nicht hilft. Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen mit der RDS-Problematik von einer glutenarmen Ernährung, die möglichst zuckerfrei ist, profitieren – hier muss jedoch auch zwei bis drei Wochen abgewartet werden, bis sich erste Erfolge, z. B. in Form von festerem Stuhl und/oder Rückgang der Blähungsneigung etc. einstellen. Gerade Weizen sowie Weizenprodukte können den Darm reizen. Dinkel – obwohl es eine Weizenart ist – wird oft besser vertragen. Wer keine Zöliakie hat (die nur einen geringen Prozentanteil der Bevölkerung betrifft) kann glutenarm essen, dies hat sich oft als wirkungsvoll beim Post-Covid-RDS herausgestellt.
Es haben wohl doch mehr Menschen als bisher angenommen eine sogenannte Glutensensitivität entwickelt. Geeignete Weizenersatzprodukte sind etwa Kartoffeln, Reis, Amaranth, Quinoa oder Mais (z.B. Polenta). Weiter hat sich gezeigt, dass blähende Nahrungsmittel wie Knoblauch, Lauchgemüse, Kohl etc. reizend sein können – ähnlich verhält es sich mit histaminreichen Nahrungsmitteln wie z. B. Sauerkraut oder Parmesan. Hier lohnt es sich, den Speiseplan daraufhin zu überprüfen.
Eine „müde Milz“ lässt den Darm nicht zur Ruhe kommen
Bewährt beim Reizdarmsyndrom hat sich eine Ernährung, die reizarm ist und an die Fünf-Elemente-Küche der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) angelehnt ist, so kann etwa das klassische morgendliche Porridge statt Brötchen mit Marmelade schon bei vielen Betroffenen Wunder bewirken. Gegebenenfalls können hier zu Beginn glutenfreie Haferflocken verwendet werden.
Tagsüber und auch abends sollten möglichst frische, naturbelassene und vor allem warme Mahlzeiten verzehrt werden. Abends eignet sich etwa eine warme Gemüsesuppe oder Kartoffelsuppe gut. Die TCM sieht in Symptomen wie dem Reizdarm eine sog. Milz-Qi-Schwäche, die vor allem mit wärmenden Speisen gut behandelt werden kann. Eine sogenannte „müde Milz“ wie es umgangssprachlich im TCM-Ausdruck heißt, lässt den Darm nicht zur Ruhe kommen – hier ist also ein therapeutischer Ansatz zu sehen. Auch die Akupunktur kann hier unterstützend hilfreich sein.
Welche Heilmittel gibt es?
Wohltuend sind Heiltees mit entkrampfenden und beruhigenden Heilpflanzen. Die Tees sollten jedoch nicht allzu lange (d.h. über fünf Minuten) ziehen.
Auch warme Bauchwickel mit Kümmelöl haben sich gut bewährt, gerade, wenn eine Krampf- und Blähneigung vorliegt. Aus der anthroposophischen Medizin hat sich etwa Digestodoron (WELEDA, dreimal täglich zwei Tabletten) zur Harmonisierung des gastrointestinalen Milieus bewährt. Auch die Zubereitung Chamomilla Cupru Culta Radix RH D3, Dilution (WELEDA), hilft prima, gerade, wenn zusätzlich Unruhe und eine Krampfneigung bestehen (dreimal täglich 10 Tropfen). Bei begleitender Erschöpfung, Ängstlichkeit und/oder Depression hat sich die kurmäßige Einnahme von Neurodoron Tabletten (WELEDA, je morgens, mittags und abends eine Tablette) über einige Zeit als sehr hilfreich erwiesen. Bei vorangegangenen erschütternden Erfahrungen und/oder Schockerlebnissen, die ein RDS ebenfalls auslösen können, hilft der Waldsauerklee sehr gut, z. B. als s.c. Injektion in die Bauchdecke (Oxalis e planta tota D3, WALA), an zwei Tagen pro Woche, am besten drei bis vier Wochen lang. Weiter können Urtinkturen von Kamille oder Pfefferminze lösend und unterstützend sein, z.B. von CERES Chamomilla oder CERES Mentha piperita (beginnend mit drei bis fünf Tropfen am Tag in Wasser gelöst).
Phytotherapeutisch kann eine Zubereitung aus Pfefferminzöl und Kümmel wirkungsvoll unterstützen, z. B. Carmenthin Kapseln (Firma Schwabe), ein- bis zweimal täglich eine Kapsel nehmen. Auch Iberogast Advance und/oder Bitterstoffe im Allgemeinen helfen gut. Vor allem hat sich beim RDS der Absinth sehr bewährt, z.B. enthalten in Absinthium ethanol. Infusum, D1, „Apotheke an der Weleda". Einen wichtigen therapeutischen Stellenwert nehmen weiter „Heilerde ultrafein“ (Firma Luvos) sowie Flohsamenschalen (Reformhaus oder Bioladen) ein. Beides kann ausprobiert und je nach individueller Verträglichkeit über einen längeren Zeitraum genommen werden.
Der Nutzen von Probiotika ist in zahlreichen Studien wissenschaftlich belegt. Hier ist es leider oftmals recht mühsam, das individuell passende Mittel zu finden. Gut geeignete und verträgliche Probiotika sind etwa Omni biotic SR 9 oder Omni Biotic 10, Symbiolact pur und vor allem auch das Kijimea Reizdarm PRO, das einen hitzeinaktivierten Bifidus-Bakterien-Stamm enthält, der in Studien sehr gut abgeschnitten hat. Im individuellen Fall und in der ärztlichen Beratung wird immer geschaut, was der Betroffene braucht und was die aktuelle Symptomatik erfordert.
Entspannung für einen ruhigen Darm
Der Zusammenhang zwischen Darm und Gehirn ist nachgewiesen: Je unruhiger unser Geist also ist, desto mehr Unruhe ist auch im Darm zu erwarten. Es lohnt sich also, innere Ruhe und eine Kultur der Achtsamkeit zu kultivieren und ja, ggf. ganz neu zu erlernen. Oftmals sind Menschen vom RDS betroffen, die konstitutionell bedingt unter Sorgen, Ängsten und depressiven Verstimmungen leiden. Wichtig ist hier, zu einem stressarmen Alltag zu finden, regelmäßig und in Ruhe zu essen und Erholungsphasen bewusst zuzulassen. Im Alltag ist es hilfreich, wirklich präsent zu sein – nach dem Motto:
Dies könnte ein Leitsatz werden. Formal wird dies immer wieder geübt mit dem Praktizieren von Achtsamkeit, z.B. im Rahmen einer Sitz- und/oder Gehmeditation. Auch Qi Gong und langsames Hatha-Yoga sind sehr gut geeignet für RDS-Betroffene.
Entspannung und der achtsame Umgang mit der Symptomatik nehmen einen wichtigen und bisher oft vernachlässigten therapeutischen Stellenwert ein.
Auch die Hypnotherapie, die möglichst nur von entsprechend ausgebildeten Ärzten und/oder Psychologen durchgeführt werden sollte, ist wirkungsvoll beim Reizdarmsyndrom. Gerade Menschen, die eher kopfbetont sind und vielleicht auch schon eine Gesprächstherapie gemacht haben, können über die Kraft der hypnotischen Bilder und Trancereisen wertvolle Hilfe in Bezug auf ihren unruhigen Darm bekommen. So stellt sich nach und nach wieder mehr Vertrauen in den eigenen Körper und seine – oftmals nur verschüttete – Selbstheilungskraft ein.