Naturheilkunde
Zum Hauptinhalt springen Zum Seiten-Footer springen
Apotheke Regenwald

Apotheke Regenwald

Von

Veröffentlicht am
Phytotherapie Naturheilkunde

Wir lesen und hören es überall: Wird der Regenwald weiter vernichtet, wirkt sich dies massiv auf unser Klima aus. Das ist richtig! Was jedoch wenige wissen ist, dass der Regenwald auch viele Heilkräuter birgt, die uns bei unterschiedlichen Erkrankungen helfen können. In diesem Artikel stellen wir Ihnen eine Auswahl an Heilkräutern und ihre Einsatzgebiete vor.

Brasilianischer Ginseng

Brasilianischer Ginseng

Der Brasilianische Ginseng (Pfaffia paniculata) ist ein großer tropischer Strauch, der zur Familie der Fuchsschwanzgewächse gehört. Man nennt ihn auch Suma, Pfaffia oder „Para toda“ („Für alles“). Er stammt aus dem Amazonasbecken und den tropischen Bereichen südamerikanischer Länder. Zu Heilzwecken genutzt wird seine Wurzel.

Die wertvolle Wurzel

Die medizinischen Wirkungen des Brasilianischen Ginsengs sind zahlreich: So wirkt die Wurzel allgemein als Stimulans und Stärkungsmittel; sie beruhigt jedoch auch die Nerven bei Stress und Müdigkeit. Zudem fördert sie die Blutzirkulation, stimuliert das Immunsystem und hat entzündungshemmende sowie wundheilende Effekte. Forschungen geben Hinweise, dass Ihre Inhaltsstoffe die Funktionen des Verdauungstraktes und Zentralnervensystems normalisieren kann. Ginseng soll auch bei chronischer Fatigue helfen – der bleiernen Müdigkeit, die Patienten nach einer Krebsbehandlung häufig befällt. Forschungsarbeiten können eine schmerzhemmende und antientzündliche Wirkung belegen, sowie Hinweise auf eine krebshemmende Eigenschaft in Laborversuchen zeigen. Brasilianischer Ginseng enthält antioxidative Inhaltsstoffe und stärkt das Herz. Da Brasilianischer Ginseng auch als Östrogenersatz wirkt, warnt man allerdings vor einer Anwendung bei Tumorarten, die von Östrogenen (z. B. Brustkrebs) beeinflusst werden.

Traditionelles Rezept

Traditionelles Rezept

Die getrocknete und pulverisierte Wurzel wird in ein Getränk gemischt. Dafür rührt man einen Teelöffel Pulver in 250 Milliliter Wasser oder Saft, kocht diese Mischung ca. 15 Minuten und siebt die Rückstände ab. Zwei- bis dreimal am Tag davon trinken.

Chanca Piedra

Chanca Piedra

Der Name Chanca Piedra (Phyllanthus niruri) bedeutet „Steinbrecher“. Die krautige Pflanze gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse und erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 40 Zentimetern. Man findet sie im Regenwald Amazoniens und anderen tropischen Gebieten inklusive der Bahamas, Südindien und China.

…nicht nur gegen Gallen- und Nierensteine

Indigene nutzen dieses Gewächs traditionell zur Ausscheidung von Gallen- und Nierensteinen, es scheint aber auch gegen Krebs zu wirken. Durch seine zahlreichen Wirkungen erlangte das Kraut aus dem Regenwald Weltruhm. Das Besondere daran ist, dass bislang keine Nebenwirkungen auftraten und es nicht gesundheitsschädlich ist.

Traditionelles Rezept

Traditionelles Rezept

Etwa fünf Gramm Chanca Piedra-Kraut in kaltem Wasser aufweichen, dann ca. zehn Minuten kochen, stehen lassen und zwei- bis dreimal täglich eine Tasse trinken.

Chanca Piedra hilft bei Blasenproblemen

Wissenschaftlich abgesichert ist auch die Beseitigung von Gallenblasen- und Nierensteinen. Man fand an einem Auszug der Pflanze, dass sie die Entstehung der Substanz Kalziumoxalat verlangsamt und dadurch die Steinbildung blockiert wird. Diese Fähigkeit wurde sogar bei sehr hohen, krankhaften Konzentrationen festgestellt. Auch eine krampflösende Aktivität der enthaltenen Alkaloide wurde von brasilianischen Forschern nachgewiesen. Die Substanzen entspannen glatte Muskulatur, vor allem diejenige der Gallen- und Harnwege. Damit können bestehende Gallen- und Nierensteine ausgeschieden werden. Wissenschaftlich bewiesen ist weiterhin eine harntreibende Wirkung. In Peru verwendet man Chanca Piedra bei Harnwegsentzündungen. Brasilianische Naturheilkunde nutzt sie auch noch bei Blasen- und Prostataentzündung. Sogar als Spasmolytikum (krampflösend) und Relaxans glatter Muskulatur – vor allem des urogenitalen Trakts – setzt man sie in Brasilien ein.

Chuchuhuasa

Chuchuhuasa

Chuchuhuasa (Maytenus macrocarpa R. & P. Briquet) ist ein großer, kronenartiger Baum im Regenwald Amazoniens, der bis zu 30 Meter hoch wird. Generell werden Rinde, Blätter und Wurzel eingesetzt.

Ein natürliches Stärkungs- und Schmerzmittel

Chuchuhuasa verwendet man als Schmerzmittel und als immunologisches Stimulans. Örtliche Heilpraktiker, die sogenannten Curanderos, nutzen Chuchuhuasa als allgemeines Stärkungsmittel.

Die lange Anwendungszeit als Heilpflanze und die Effektivität der Wirkung weckte auch das Interesse der Wissenschaftler. Bereits in den 1960er Jahren wurde die stimulierende Wirkung von Blattauszügen auf das Immunsystem entdeckt. Forscher fanden Wirkstoffe gegen Hautkrebs, Gehirn- und andere Tumorformen. Auch in der Wurzel wurden spezielle Wirkstoffe gefunden, die ebenfalls das Krebswachstum reduzieren sollen. Als Nebenwirkung der Inhaltsstoffe ist bisher nur eine allergische Reaktion bei empfindlichen Personen bekannt.

Copaiba-Baum

Copaiba-Baum

Diese Baumart, die 15 bis 30 Meter hoch wird, gehört zur Ordnung der sogenannten Schmetterlingsblütenartigen (Fabales) und zur Familie der Hülsenfrüchte (Fabaceae). In Europa wurde Copaiba (Copaifera spp) bereits 1625 bekannt, als die Jesuiten ihn aus der neuen Welt mitbrachten. Er erhielt damals die Bezeichnung „Jesuitenbalsam“. Man findet den Baum im Regenwald des tropischen Südamerikas.

Copaiba für gute Nerven

Das Öl oder der Balsam, den man aus dem Baum gewinnt, kräftigt das strapazierte Nervensystem, verleiht Energie und Stärke, stimmt gelassen und fröhlich, wirkt aufbauend und allgemein kräftigend. Auch gegen Müdigkeit und Abgespanntheit soll es helfen. Außerdem gilt Copaiba als schmerzlindernd. Der auch in Europa bekannte Schamane Don Pedro aus Peru setzt das Flüssigharz des Baumes sogar erfolgreich bei noch geschlossenen Magengeschwüren ein. Zudem gibt es Hinweise, dass das Öl auch den Erreger von Magengeschwüren (Helicobacter pylori) abtöten kann.

Und auch tumorhemmende Eigenschaften des Öls werden diskutiert. Vertreter der Curanderos in Peru setzen ihn äußerlich und innerlich bei Hautkrebs ein. Wissenschaftliche Laborversuche erbrachten den Nachweis über wachstumshemmende Eigenschaften bei Leukämie sowie bei Brust- und Darmkrebszellen.

Traditionelles Rezept

Traditionelles Rezept

Fünf bis 15 Tropfen des Baumharzes zwei- bis dreimal täglich mit lauwarmem Wasser oder mit einem Teelöffel Honig oder Joghurt vermischen und einnehmen. Nach indianischer Tradition trägt man den Balsam auch auf entzündete Hautstellen auf. Dies soll die Wundvernarbung positiv beeinflussen. Mischt man das Harz Körperölen bei, pflegt und schützt Copaiba die Haut.

Annattostrauch

Annattostrauch

Der etwa fünf bis zehn Meter hohe Annattostrauch stammt aus Brasilien. In Deutschland kennt man die Pflanze unter der Bezeichnung Orleans- oder Rukustrauch.

An den zahlreichen Samen befindet sich ein rötliches, sogenanntes Samenbläschen, das einen gelborangen Farbstoff – genannt Annatto – aufweist. Diesen findet man häufig als natürlichen Farbstoff in Lebensmitteln sowohl in Europa als auch den USA (E106(B)).

Medizinische Wirkungen

In Peru kocht man acht bis zwanzig getrocknete Blätter des Strauchs zehn Minuten lang in einem Liter Wasser. Dreimal täglich warm oder kalt getrunken soll dies bei Prostata- und Harnblasenentzündung, mangelnder Nierenfunktion und bei der besseren Ausscheidung von Harnsäure helfen. Auch als leichtes harntreibendes Mittel setzt man den Tee ein.

Blüten- und Blattauszüge haben einen antibakteriellen Effekt gegen E. coli und Staphylokokken gezeigt. Nachgewiesen ist außerdem, dass der Tee – eine halbe Tasse zwei- bis dreimal pro Tag getrunken – Auswirkungen auf Prostata- und Nierenprobleme hat. Die harntreibende Wirkung kann bei empfindlichen Menschen auch schon bei sehr niedrigen Dosierungen auftreten, z.B. nachdem man eine Tüte Popcorn gegessen hat, der Annatto als Farbstoff zugegeben war.

Da die Untersuchungen bzgl. der Wirkung auf den Zuckerhaushalt nicht eindeutig waren, wird Diabetikern von der Verwendung abgeraten. Da auch schon Gebärmutterkontraktionen dadurch aufgetreten sein sollen, empfiehlt man auch Schwangeren, die Pflanze nicht zu verwenden.

Traditionelles Rezept

Traditionelles Rezept

Traditionell wird folgendes Rezept verwendet: Acht bis zehn Blätter (ca. fünf Gramm) in kaltem Wasser aufweichen, dann etwa zehn Minuten kochen, stehen lassen und zwei- bis dreimal täglich eine Tasse davon trinken.

Madagaskar-Immergrün

Madagaskar-Immergrün

Ursprünglich kam das Madagaskar-Immergrün tatsächlich aus Madagaskar. Heute ist es weltweit in den Regenwäldern verbreitet. Es handelt sich um eine unscheinbare Pflanze, die zur Familie der Hundsgiftgewächse gehört und eine rosafarbene, fünfblättrige Blüte zeigt.

In der traditionellen Heilkunst wurde der Blütenauszug gegen Halsschmerzen und Erkältungen eingesetzt. In Afrika werden die getrockneten Blätter als Rauschmittel und Aphrodisiakum geraucht (das kann bei übermäßigem Gebrauch zu Nieren- und Nervenschädigungen führen).

Madagaskar-Immergrün in der konventionellen Krebstherapie

Für die moderne Medizin ist es eine wichtige Grundsubstanz für die Chemotherapie bei unterschiedlichen Krebsarten. Es enthält die Substanzen mit den Namen Vincristin und Vinblastin, die als Modellsubstanzen für Zytostatika dienen, das sind Stoffe, die das Wachstum von Krebstumoren hemmen. Vinblastin ist inzwischen ein Standardmedikament bei Blasenkrebs. Vincristin wird in der Kombinationstherapie bei Leukämie und kleinzelligem Bronchialkarzinom (spezielle Krebsart der Bronchien) eingesetzt. Auch gegen Hodenkrebs werden die Inhaltsstoffe des Immergrüns verwendet.

Die Hodgkin-Krankheit (Lymphdrüsenkrebs), an der vor allem junge Erwachsene erkranken, und die akute lymphatische Leukämie, kämen ohne die Pflanze für daran erkrankte Kinder praktisch einem Todesurteil gleich.

Durch den Einsatz von Vincristin in der Chemotherapie hat sich die Überlebenschance von an Leukämie erkrankten Kindern vervierfacht. Mit Vinblastin konnte die Zehn-Jahres-Überlebensrate der Hodgkin-Krankheit von zwei auf 58 Prozent erhöht werden. Die Medikamente sind auch gegen einige weitere Krebsarten wirksam, wie etwa gegen den Wilms-Tumor, primäre Hirntumore sowie gegen Gebärmutterhals- und Brustkrebs. Der jährliche Gewinn aus der Herstellung und dem Verkauf der beiden Wirkstoffe der Pflanze übersteigt 180 Millionen Dollar! Leider hatte der Gewinn aus dem Verkauf der wertvollen Wirksubstanzen keine Auswirkung auf den Artenschutz, denn in Madagaskar sind heute 1.000 Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.

Bezugsquellen

Bezugsquellen

Sie erhalten die vorgestellten Regenwaldkräuter über das Internet, zum Beispiel: Firma Oro verde GmbH www.regenwaldtee.eu. Weitere Informationen über die Pflanzen und die Kosten für die Produkte oder auch über den Regenwaldladen finden Sie unter: www.regenwaldladen.de

Literaturtipp

Apotheke Regenwald

Es gibt viele weitere Heilkräuter, Bäume, Sträucher etc., die Hilfe gegen die unterschiedlichsten Krankheiten versprechen – und auch halten. Welche das sind, können Sie im Buch der Autorin nachlesen: Dr. Andrea Flemmer: „Apotheke Regenwald“, naturaviva-Verlag, ISBN 978-3-935407-15-1, über den Buchhandel zu beziehen.

Hinweis: Der Artikel "Apotheke Regenwald" von Dr. Andrea Flemmer ist ursprünglich in unserer Mitgliederzeitschrift (01/2025) erschienen.

Weitere Artikel zum Thema
Pflanzenheilkunde

Die Zistrose – Abwehrkräfte aus Griechenland

Die Zistrose – Abwehrkräfte aus Griechenland

Bei einer Erkältung trinken die Griechen Zistrosentee. Die Pflanze und ihr getrocknetes Kraut sind in Griechenland omnipräsent. Welche Effekte zeitigt der Pflanzenextrakt und wie sollte man Tee oder Lutschtabletten zu sich nehmen?

weiterlesen
Mit Pflanzenkraft gegen Wechsel­jahres­beschwerden

Mit Pflanzenkraft gegen Wechsel­jahres­beschwerden

In den europäischen Ländern leiden vier von fünf Frauen in den Wechseljahren an Beschwerden. In den vergangenen Jahren hat man den Eindruck gewonnen, dass sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität der Beschwerden zugenommen haben.

weiterlesen
Sprechstunde: Küchenkräuter

Küchenkräuter

Dr. Annette Kerckhoff, BSc Komplementärmedizin und European Master of Health Promotion, Lehrbeauftragte für naturheilkundliche Selbsthilfestrategien, Phytotherapie und Medizingeschichte, ist seit fast zwei Jahrzehnten auf die laienverständliche Vermittlung von Gesundheitswissen und…

weiterlesen
Artischocken enthalten Bitterstoffe

Bitterstoffe: Multitalente für unseren Organismus

Bitteres schmeckt dem menschlichen Gaumen nicht besonders gut – aus therapeutischer Sicht aber sind Bitterstoffe, sogenannte Amara, außerordentlich wertvoll und gesundheitsfördernd. Dr. Isabel Bloss mit einem Überblick über die Wirkweise und Bedeutung von Bitterstoffen.

weiterlesen

Mitglied werden

Werden Sie jetzt Mitglied bei Natur und Medizin e.V. und Teil unserer starken Gemeinschaft für Naturheilkunde und Homöopathie.

mehr erfahren

Mitgliedschaft verschenken

Verschenken Sie eine Mitgliedschaft bei Natur und Medizin e.V. – verschenken Sie ein Stück Gesundheit.

mehr erfahren

Sollten Sie noch Fragen haben, freuen wir uns über Ihren Anruf unter 0201/56305-70

Dr. Andrea Flemmer

Andrea Flemmer ist promovierte Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin. Nach der Promotion begann sie als kommunale Umweltschutzbeauftragte und hielt Vorlesungen rund um die Thematik „Einführung in Natur- und Umweltschutz“ an der Fachhochschule München. Im Februar 2023 erschien ihr 43. Buch: „Autoimmunerkrankungen – Das kann ich selbst tun“.