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Naturheilkunde für die Augen

Naturheilkunde für die Augen

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Naturheilkunde Augenheilkunde

Zunehmend mehr Menschen, jüngere wie ältere, leiden unter Augen- und Sehproblemen. Auch degenerative Augenerkrankungen treten häufiger und nicht selten schon in jüngeren Jahren auf. Wie können wir unseren Augen helfen und welche Behandlungsmöglichkeiten bietet die Naturheilkunde?

Augenlicht

Für die meisten Menschen ist der Sehsinn der bedeutendste unserer Sinne, sind die Augen die unbewusst wichtigsten Sinnesorgane. Über die Augen nehmen wir unsere Welt wahr, orientieren uns in ihr, machen uns „ein Bild“. Dabei ist Sehen kein einseitiger Vorgang, sondern ein komplexes Geschehen zwischen uns und der Welt. Durch unsere Augen zeigen wir auch ihr, wer wir sind. Unserem Gegenüber geben sie Einblick in unser Innerstes, sie sind das „Fenster zur Seele“.

Augenstress

Augenbeschwerden werden meist mit höherem Alter assoziiert, und das ist auch begründet. Doch seit Jahren werden schon bei deutlich jüngeren Menschen Augenerkrankungen häufiger, ob Kurzsichtigkeit bei Kindern, chronisch gereizte Augen mit vielfältigen Beschwerden bei jungen Erwachsenen oder frühzeitiges Auftreten degenerativer Augenerkrankungen. Unser heutiger Lebensstil belastet auch das sensible Sinnesorgan Auge, vor allem durch:

  • einseitiges Sehverhalten mit einem Übermaß an Medienkonsum und Aktivität im Nahbereich (Smartphone, Tablet, PC)
  • unnatürliches Spektrum moderner Leuchtmittel
  • hohe Blaulichtemission von Bildschirmen
  • Elektrosmog
  • trockene Luft in Innenräumen
  • flache Atmung
  • Mangel an Bewegung und Frischluft
  • Mangeldurchblutung
  • Ernährungsdefizite
  • Nebenwirkungen von Medikamenten und Impfungen
  • toxische Belastungen
  • Feinstaub
  • Dauerstress

„Das Auge war vor allen anderen das Organ, womit ich die Welt faßte.“

J. W. von Goethe (1749 – 1832)

Augenleid

Probleme mit den Augen und dem Sehen machen uns die Bedeutung des Sehsinns oft erst richtig bewusst. Ist die Sehfähigkeit eingeschränkt, sind nicht nur Wahrnehmung und Bewegungsfreiheit beeinträchtigt, auch die (Blick)kontakt- und Kommunikationsmöglichkeiten sind auf die ein oder andere Weise betroffen. Starke Verschlechterungen des Sehvermögens sind auch mit Ängsten verbunden, etwa vor Vereinsamung, dem Verlust bestimmter Fähigkeiten oder gar der Selbstständigkeit. Auch deshalb werden Augenerkrankungen oft als sehr leidvoll erlebt.

Ganzheitliche Augenbehandlung

Wichtig ist zunächst die augenärztliche Diagnose und ggf. eine entsprechende Behandlung. Daneben bietet die Naturheilkunde vielfältige Ansätze, um die Augengesundheit zu stärken, akute und chronische Augenerkrankungen positiv zu beeinflussen und die Sehkraft möglichst lange zu erhalten. Eine ganzheitliche Augenbehandlung findet nie nur am Auge statt, sie kann und muss den ganzen Menschen berücksichtigen.

Ein auf naturheilkundliche Augenbehandlungen spezialisierter Therapeut kann nach einer gründlichen Anamnese ein individuelles Therapiekonzept erstellen, um die (Augen-) gesundheit auf allen Ebenen bestmöglich zu unterstützen. Wichtig ist auch die aktive Mitarbeit des Patienten. Einige Methoden, die ich in meiner Praxis anwende, möchte ich hier kurz vorstellen:

Augenakupunktur

Die Augenakupunktur wurde maßgeblich von Prof. John Boel aus Dänemark entwickelt. Akupunktiert werden bestimmte Punkte, die sich für die Behandlung von Augenleiden in über 20 Jahren Forschung und Weiterentwicklung als am erfolgreichsten erwiesen haben. Genadelt wird natürlich nicht in die Augen, die Akupunkturpunkte befinden sich an Kopf und Körper, u. a. an Händen und Füßen. Eine Augenakupunktur ist bei den meisten Augenleiden sinnvoll und auch gut mit schulmedizinischen Behandlungen kombinierbar.

Anwendungsgebiete der Augenakupunktur (Auswahl)

Gesundheitstipp
  • Trockene und feuchte Makuladegeneration
  • Diabetische Retinopathie
  • Retinopathia pigmentosa
  • Chorioretinopathia centralis serosa (Zentrale seröse  Netzhautschädigung)
  • Netzhautablösungen (im An- schluss an die Notfallversorgung)
  • Erkrankungen/Schädigungen des Sehnervs
  • Sehstörungen als Folge von Hirnschädigungen, z. B. durch Trauma oder Schlaganfall
  • Thrombosen am Auge
  • Glaukom (Grüner Star)
  • Trockene und gereizte Augen
  • Augenentzündungen
  • Presbyopie (Alterssichtigkeit)
  • Nystagmus (Augenzittern)
  • Myopie (Kurzsichtigkeit) bei Kindern
  • Katarakt (Grauer Star) im Anfangsstadium

Die Behandlung beginnt mit einer Intensivphase von zweimal fünf Tagen, an denen zweimal täglich akupunktiert wird, im Abstand von etwa einer Stunde. Bei den einzelnen Sitzungen werden jeweils verschiedene Punkte genadelt, um Durchblutung und Lymphfluss zu fördern, die am Sehvorgang beteiligten Nerven und das Sehzentrum im Gehirn zu stimulieren sowie die Selbstheilungskräfte umfänglich anzuregen. Nach der Intensivphase wird die Behandlung in größeren Abständen fortgesetzt.

Patienten reagieren unterschiedlich gut und unterschiedlich schnell auf die Akupunktur. Nach Untersuchungen von Prof. Boel sprechen nur 10 Prozent der Patienten nicht auf Akupunktur an. Ob ein Therapieerfolg möglich ist, zeigt sich in der Regel  am Ende der ersten intensiven Behandlungsphase, mitunter auch erst etwas später. Natürlich hängt der Erfolg auch von Art und Schwere des Krankheitsbildes ab. Oft suchen Patienten Hilfe durch die Augenakupunktur, die schulmedizinisch als austherapiert gelten. Bei erblich bedingten und schweren degenerativen Augenerkrankungen ist keine vollständige Heilung erwartbar, häufig kann jedoch das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt oder aufgehalten werden. Nicht selten lässt sich sogar auch hier eine Verbesserung der Sehkraft erreichen.

Durchblutung

Augen und Gehirn benötigen sehr viel Sauerstoff und Energie. Dafür sind sie auf eine ungestörte Blutzirkulation angewiesen. Regelmäßige Bewegung, möglichst an frischer Luft, eine ausreichende Trinkmenge und Kneipp-Anwendungen sind förderlich. Unschätzbare Dienste leistet mir bei meinen Patienten immer wieder das Schiele-Bad [s. Natur und Medizin 5/2019], das die Durchblutung sanft und nachhaltig anregt.

Augen

Licht und Lichttherapie

Die Augen brauchen wie unser gesamter Organismus natürliches Tageslicht. Künstliche und oft ungeeignete Raumbeleuchtung und blaulastiges Bildschirmlicht belasten sie. Eine Analyse der „Lichtgewohnheiten“ und, wo nötig und möglich, die Umsetzung einfacher Verbesserungsmaßnahmen sind erste wichtige Schritte zur Stärkung der Augengesundheit. Empfehlenswert, auch vorbeugend, sind tageslichtähnliche Vollspektrum-Leuchtmittel sowie Blaulichtfilter und -schutzbrillen für die PC-Arbeit.

Licht lässt sich andererseits in Form der Farblichttherapie wunderbar nutzen, z. B. begleitend zu Akupunkturbehandlungen. Augen sind naturgemäß sehr empfänglich für die regenerative und aktivierende Kraft der Farben.

Ernährung und Orthomolekulare Medizin

Hier zeigt sich ebenfalls die untrennbare Bezüglichkeit zwischen Farbe und Auge, denn farbintensive Lebensmittel wie rote und blaue Beeren, orange Karotten und Kürbisse, rote Tomaten und Paprika, grüne Blattgemüse und Grünkohl enthalten viele für die Augengesundheit bedeutsame Nährstoffe.

Die Augen gehören in der TCM zum Funktionskreis der Leber. Was die Leber schwächt, ob zu viel Zucker, Getreide, Alkohol oder Fertigkost, schwächt auch die Augen!

Besonders wichtig für die Augen sind die Vitamine A, C, D, E und der B-Gruppe, die Carotinoide Lutein, Zeaxanthin und Astaxanthin, die Spurenelemente Zink, Selen und Kupfer, Anthocyane, die bläulichen Farbstoffe z. B. aus Heidelbeeren, Holunder, Aronia sowie Omega3-Fettsäuren.

Bei Augenerkrankungen reicht die über die Ernährung aufnehmbare Vitalstoffmenge i. d. R. nicht aus, so dass zusätzliche Nahrungsergänzungen sinnvoll sind.

Wie sehen wir in die Welt? Sehen wir schwarz, rot, alles grau in grau oder durch die rosarote Brille?

Weitere bewährte Therapien (Auswahl)

Zum Therapiekonzept bei Augenerkrankungen gehören ebenfalls die klassische Homöopathie sowie augenspezifische homöopathische Mittel als Tropfen, Augentropfen, Injektionskuren oder Globuli.

Bei degenerativen Augenerkrankungen spielen auch Ablagerungen und Verschlackungen eine Rolle. Diesen begegnen wir mit entsäuernden und ausleitenden Maßnahmen, z. B. Schiele-Bädern, Arzneien zur Aktivierung von Lymphe, Leber und Niere oder Schröpfanwendungen.

Sehgewohnheiten, Augenentspannung und Augenübungen

Oft ist es notwendig, die Sehgewohnheiten zu verändern und die Augen zunächst zu entspannen, um ihnen einen beruhigenden, heilsamen Impuls zu geben. Dann kann ein individuelles Übungsprogramm folgen, um bestimmte Fähigkeiten zu trainieren, z. B. das periphere oder zentrale Sehen und die Augenbeweglichkeit.

Kleine Augen-Basisübung

Gesundheitstipp

Diese Übung, die am besten einmal täglich durchgeführt wird, trainiert die Augenmuskeln, fördert die Durchblutung der Augen und regt den Tränenfluss an.

Hals und Schultern lockern. Bei unbewegtem Kopf die Augen je zehnmal wie folgt bewegen:

  • von oben nach unten und zurück
  • von links nach rechts und zurück
  • von links oben nach rechts unten und zurück
  • von links unten nach rechts oben und zurück
  • im Kreis im Uhrzeigersinn
  • im Kreis gegen den Uhrzeigersinn
  • in Form einer liegenden Acht in eine Richtung
  • in Form einer liegenden Acht in die andere Richtung

Die Bewegungen sanft und locker ausführen, ohne Anstrengung. An den Umkehrpunkten kurz verweilen. Anschließend die Augen entspannen, durch Augenschließen, Blinzeln oder Palmieren (die Hände entspannt auf die Augen legen).

Die Augen als Fenster zur Seele

Wie sehen wir in die Welt? Sehen wir schwarz, rot, alles grau in grau oder durch die rosarote Brille?

Können wir etwas wirklich-nicht-mehr-sehen? Heißt es für uns schon lange „Augen zu und durch“? Haben wir einen blinden Fleck, auf den uns das Leben immer wieder hinweisen will?

Unsere seelische Gestimmtheit wirkt sehr stark auf die Augen. Dieser  Aspekt sollte daher im Rahmen einer ganzheitlichen Therapie ebenfalls Berücksichtigung finden. Ob Dauerstress, traumatische Erlebnisse, Schicksalsschläge, Gefühle von Sinnlosigkeit oder scheinbar aussichtslose Lebenssituationen, hier sollte man sich trauen genauer hinzuschauen. Es gibt verschiedene hilfreiche Methoden, mit dem Unbewussten in Kontakt zu treten. Ich selbst arbeite gerne mit Focusing bei meinen Patienten, einer achtsamkeitsbasierten, körperorientierten Methode, sich der inneren Weisheit behutsam zu nähern. Wenn sich unser Blick – auf uns und die Welt – klärt, kann das zur Erholung der Augen beitragen.

Tipps für durch PC-Arbeit gereizte, trockene Augen:

Gesundheitstipp
  • Üben Sie bewusst, wieder häufiger zu blinzeln, statt nur auf den Bildschirm zu starren
  • Lassen Sie den Blick mindestens alle 15 Minuten vom Bildschirm weg in die Ferne schweifen, z. B. aus dem Fenster
  • Ayurvedischer Kajal mit Ghee, Riziniusöl und Kampfer, den es auch farblos gibt, erfrischt die Augen und hilft sie feucht zu halten. Auf Bio-Qualität achten!
  • Maqui-Beeren-Extrakt als Nahrungsergänzung kann die Tränenproduktion verbessern
  • Chelidonium comp. Augentropfen (Wala) regen die Tränenproduktion an
  • Visiodoron Malva Augentropfen (Weleda) befeuchten und beruhigen trockene Augen
  • Und: Um die Augen zu befeuchten, gähnen Sie so oft und so ausgiebig Sie können. Und lachen Sie gelegentlich, bis die Tränen fließen!

Hinweis: Der Artikel „Naturheilkunde für die Augen“ von Kristin Küster ist ursprünglich in unserer Mitgliederzeitschrift (03/2025) erschienen.

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Kristin Küster
Kristin Küster

Kristin Küster ist Heilpraktikerin und Tierheilpraktikerin in Hamburg.

Sie arbeitet u. a. mit traditionellen abendländischen Naturheilverfahren, Akupunktur/Augenakupunktur, dem Schiele-Bad sowie verschiedenen Lichttherapien.

Homepage unter: www.kristinkuester.de