Endlich besser schlafen: Hausmittel und Ernährung
Veröffentlicht am
Schlaf Naturheilkunde Ernährung
Wenn abends die Lichter ausgehen und in unserer Welt, die rund um die Uhr aktiv ist, wenigstens etwas Ruhe einkehrt, findet keineswegs jeder seinen wohlverdienten Schlaf: Je nachdem wie man Schlafprobleme definiert, findet man sie bei fünf bis 35 Prozent aller Menschen. Ältere Personen und Frauen sind häufiger betroffen. Sollten die Schlafstörungen länger als vier Wochen anhalten oder zusätzlich Herzrasen, Atemnot oder Schweißausbrüche hinzukommen, sollte man einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären.
Zusammenfassung
Hierzu gibt es unterschiedliche Definitionen. Allgemein gesprochen lässt sich jedoch sagen: Wer über einen längeren Zeitraum in mindestens drei Nächten in der Woche so schlecht schläft, dass die Lebensqualität beeinträchtigt ist, leidet an einer Schlafstörung.
Ab nachmittags sollten Alkohol, Nikotin, Koffein und schweres Essen vermieden werden. Hopfen, Passionsblume und Zitronenmelisse können beruhigend wirken. Leichte körperliche Anstrengung kann helfen, abends müde zu werden.
Verzichten Sie nach Möglichkeit auf den Mittagsschlaf. Verbannen Sie Pflanzen aus dem Schlafzimmer. Prüfen Sie, ob Medikamente die Schlafstörung als Nebenwirkung verursachen könnten. Auch Schilddrüsenprobleme können nachts munter machen.
In manchen Fällen können Schlafstörungen auch Symptome ernsterer Erkrankungen sein. Schlafmittel können – je nach Präparat – abhängig machen, so dass man sie vermeiden sollte, wann immer möglich. In diesem Artikel möchte ich Ihnen Hausmittel vorstellen, die sich im Laufe der Menschheitsgeschichte als wirksam für einen erholsamen Schlaf erwiesen haben. Aber auch die tägliche Ernährung beeinflusst unsere Schlafqualität.
Die Schlafhygiene
Grundlage der Therapie von Schlafstörungen ist die sogenannte Schlafhygiene. Hierbei sind die Beseitigung von Störfaktoren, das Schaffen einer angenehmen Schlafatmosphäre und ein Abgrenzen von den Tagesereignissen besonders wichtig. Zur „Schlafhygiene“ gehören folgende Maßnahmen: Die Temperatur des Schlafzimmers sollte bei etwa 16–18° C liegen. Alkohol, Nikotin und Koffein sollten Sie bei Schlafproblemen vermeiden bzw. ganz weglassen. Gerade der Alkohol, der zuerst entspannend wirkt, lässt später schlechter durchschlafen. Genau dasselbe gilt für schweres, fettes Essen. Das Schlafzimmer abdunkeln. Der Hintergrund ist, dass das Schlafhormon Melatonin erst gebildet wird, wenn es dunkel ist. Lässt sich der Raum nicht hinreichend abdunkeln, wird sogar eine Schlafmaske empfohlen. Regelmäßigkeit ist wichtig – also besser immer zur gleichen Zeit schlafen gehen. Auch Frauen in den Wechseljahren können aufgrund der Hormonumstellung zu Schlafstörungen neigen. In schweren Fällen ist hier mit dem behandelnden Arzt abzuwägen, ob eine Hormontherapie sinnvoll ist. Bewährte Hausmittel sind, die Füße warm zu halten (z. B. ein warmes Fußbad am Abend; Wollsocken), heiße oder warme Milch mit Mandelmus bzw. Honig zu trinken und ein Einschlafbad mit Melissen-, Fichtennadel- oder Lavendelzusatz zu nehmen.
Heilpflanzen für guten Schlaf
Hopfen wird auch in der Schulmedizin oft als Beruhigungs- oder Schlafmittel eingesetzt. Wirksam sind vor allem die enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe: Humulon und Lupulon. Sie werden bei längerer Aufbewahrung in einen speziellen Alkohol umgewandelt, dem man die beruhigende Wirkung der Pflanze zuschreibt. Dafür übergießt man ein bis zwei Teelöffel Hopfenzapfen mit einer Tasse siedendem Wasser und lässt das Ganze 10–15 Minuten ziehen. Im Laufe des Tages zwei bis drei Tassen trinken und vor dem Schlafengehen noch einmal eine Tasse frisch zubereiteten Tee zu sich nehmen. Getrocknete Hopfenzapfen bekommen Sie in der Apotheke oder im Reformhaus. Die entspannenden Eigenschaften des Hopfens kann man sich auch in einem Badezusatz zunutze machen. Dafür 20 Gramm Hopfenzapfen auf einen Liter Wasser für ein Vollbad verwenden.
Passionsblumenkraut (Passiflora incarnata oder herba bzw. officinalis). Die Passionsblume wird bis zu 10 Meter hoch und ist nahe mit Passiflora edulis (Maracuja) verwandt. Die Inhaltsstoffe der Blätter senken die motorische Aktivität und werden folglich in der Pflanzenheilkunde bei nervösen Unruhezuständen und Nervosität allgemein, Reizbarkeit oder Angstzuständen sowie damit zusammenhängenden Rückenschmerzen, Verspannungen, Herz-, Magen- und Darmbeschwerden empfohlen. Auch eine schlaffördernde Wirkung ist bekannt. Häufig wird die Passionsblume als Mischung mit anderen beruhigenden Pflanzen (Baldrian, Hopfen, Melisse) verwendet. Klinische Studien zeigten für die Kombinationspräparate mit Baldrianwurzel (mit oder ohne Hopfenzapfen) eine gute Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Einschlaf- wie auch Durchschlafstörungen. Nebenwirkungen und Kontraindikationen sowie Wechselwirkungen mit anderen Substanzen sind nicht bekannt. Über die Verträglichkeit während der Schwangerschaft gibt es zu wenig Erkenntnisse. Für eine Tasse Tee einen Teelöffel voll Kraut mit einer Tasse siedendem Wasser übergießen und den Aufguss nach zehn bis 15 Minuten absieben. Davon je eine Tasse zwei bis dreimal täglich sowie eine Stunde vor dem Zubettgehen trinken. (Lesen Sie zur Passionsblume auch den KoKo Nr. 103 in unserem Online-Archiv im Mitgliederbereich).
Auszügen aus den Blättern der Zitronenmelisse wird ebenfalls eine milde, beruhigende Wirkung nachgesagt. Melissenblätter kann man als Teemischung kaufen. Das ätherische Öl wird auch in Beruhigungsbädern eingesetzt.
Körperliche Anstrengung fördert den Schlaf. Jedoch sollte man die anstrengende Variante etwa vier Stunden vor dem Schlafengehen meiden. Gegen einen gemütlichen Spaziergang spricht jedoch nichts. Pausen untertags sollte man regelmäßig einlegen. Und wenn man dann immer noch nicht entspannen kann, hilft vielleicht ein Kräuterkissen mit Hopfenzapfen oder Lavendelblüten.
Die Ernährung beeinflusst unseren Schlaf
Tatsächlich wirkt sich unsere tägliche Ernährung auf unsere Schlafqualität aus – aber umgekehrt auch der Schlaf auf unsere Ernährung. Untersuchungen zeigen, dass eine gute Schlafqualität ein gesundes Essverhalten fördert und sich damit positiv auf das Körpergewicht auswirkt. Leidet man unter Schlafmangel, isst man mehr, vor allem Fett und Zucker. Mit ausreichend Schlaf nimmt man auch leichter ab. Und wie wirkt sich die Ernährung auf den Schlaf aus?
Ganz allgemein scheint die mediterrane Kost gut schlafen zu lassen. Zu dieser Ernährungsform, die als besonders gesund gilt, gehören viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte und Olivenöl sowie Fisch und Milchprodukte in Maßen. Besonders wirkungsvoll scheinen dabei Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte zu sein. Isst man dagegen zu viele Weißmehlprodukte und Zucker, können diese dazu führen, dass man nachts öfters aufwacht. Dagegen scheinen sich sogenannte komplexe Kohlenhydrate – die man aus Vollkornprodukten kennt – eher positiv auf die Nachtruhe auszuwirken. Kocht man dann noch selbst, fördert dies den Schlaf bei weitem besser als irgendwelche Fertigprodukte.
Schlafstörungen
Ursachen für schlechten Schlaf und Tipps, wie man entsprechend für einen guten Schlaf sorgen kann
Ursachen für schlechten Schlaf und Tipps, wie man entsprechend für einen guten Schlaf sorgen kann
ISBN: 978-3-96562-020-9
Erscheinungsjahr: 2020
6,90 EUR
Zum Shop »Magnesiummangel hält wach
Angeblich ist in jedem achten Fall ein Magnesiummangel Schuld an Durchschlafstörungen. Dieser Mangel erklärt neben einem Eisendefizit kribbelige Beine und Füße. Es gibt gute Präparate (zum Beispiel Magnesiumzitrat) in der Apotheke oder im Internet. Da hohe Magnesiummengen auch Durchfall fördern: Vorsicht mit der Dosierung! Generell empfiehlt es sich von einem Arzt überprüfen zu lassen, ob tatsächlich ein Magnesiummangel vorliegt.
Sauer macht nicht lustig, sondern hält wach
Isst man abends noch stark säurehaltige Nahrung, regt man damit den Kreislauf massiv an, auch der Magen wird belastet – bei sensiblen Menschen ist die Nachtruhe dann dahin. Den schlafstörenden Effekt konnten Ärzte unter anderem für Kiwis, Äpfel und Pampelmusen nachweisen, außerdem für säurehaltige Lebensmittel wie Essiggurken und Essig-Öl-Vinaigrette.
Das Abendessen richtig planen
Zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen sollte man besser nichts mehr essen, denn wenn unser Körper beim Einschlafen noch verdauen muss, schläft man schlechter. Dasselbe gilt allerdings, wenn man hungrig ist. Dann lieber noch eine Kleinigkeit essen; denn Hunger lässt schlechter einschlafen und man wacht schneller wieder auf. Empfehlenswert ist beispielsweise ein Schälchen Naturjoghurt mit einer Handvoll Nüsse. Zucker und Weißmehlprodukte stören einen gesunden Schlaf.
Melatonin durch einen Linseneintopf?
Es gibt Lebensmittel, die zwar kein Melatonin, aber Tryptophan enthalten. Aus ihm entsteht im Gehirn Melatonin. Deshalb sollen Linseneintopf und andere Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Kichererbsen etc.) schlaffördernd sein.
Den Blutzuckerspiegel ruhig halten!
Der Blutzuckerspiegel sollte keine großen Schwankungen aufweisen. Das erreicht man, indem man über den Tag verteilt drei Hauptmahlzeiten einnimmt und dazwischen nicht ständig snackt oder zuckerhaltige Getränke zu sich nimmt. Unter diesen Bedingungen kann der Insulinspiegel im Blut sinken und damit Fett abgebaut werden.
Kein Koffein nach dem Mittagessen!
Dass Koffein den Schlaf raubt, wird niemanden überraschen. Damit der Muntermacher nicht den Schlaf raubt, besser nach dem Mittagessen auf koffeinhaltige Getränke verzichten. Das heißt: Anschließend keinen Kaffee, bzw. kurz gezogenen schwarzen oder grünen Tee sowie Energy-Drinks mehr zu trinken.
Das Betthupferl ist erlaubt!
Aber wenigstens auf das Betthupferl muss man nicht verzichten! Man glaubt es nicht, aber die kleine Süßigkeit vor dem Zubettgehen soll tatsächlich eine schlaffördernde Wirkung haben. Wissenschaftler sagen, dass der maßvolle Verzehr von dunkler Schokolade mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen zu einem produktiveren Schlaf führen kann. Die Erklärung: Zartbitterschokolade ist nicht nur vollgepackt mit „perfekten Nährstoffen“, sondern fördert auch die Produktion des „Glückshormons“ Serotonin, das mit dem Gefühl von Entspannung und Ausgeglichenheit verbunden ist.
Durchschlafstörungen
Sollten die genannten Möglichkeiten die Durchschlafstörungen nicht beseitigen können, hilft möglicherweise folgendes:
Pflanzen nicht ins Schlafzimmer: Pflanzen produzieren zwar bei Lichtzufuhr Sauerstoff, bei Dunkelheit benötigen sie jedoch welchen. Das heißt: Sie gehören nicht ins Schlafzimmer! Dort verschlechtern sie nachts die Raumluft und können bei empfindlichen Menschen für massive Schlafprobleme sorgen.
Der Nachmittagsschlaf als Schlafkiller: Auch wenn man nach dem Essen müde wird – durchhalten ist besser für die Nacht. Insbesondere nach 15 Uhr sollte man kein Nickerchen mehr machen, um Durchschlafstörungen zu vermeiden.
Medikamente können Schlafprobleme verursachen: Für eine gestörte Nachtruhe können auch manche Medikamente sorgen. Auslöser dafür können zum Beispiel Blutdrucksenker, Medikamente gegen Asthma und rezeptfreie Mittel zur Entwässerung sein.
Und auch Schilddrüsenprobleme können in der Nacht munter machen: Die Schilddrüse kann zu einer Überfunktion des Stoffwechsels und damit zu Schlafproblemen führen, besonders wenn man älter wird. Dies besser vom Arzt abklären lassen.
Lassen Sie den Tag in Ruhe ausklingen und schließen Sie ihn ab, indem Sie die Tagesereignisse noch einmal überdenken, etwas angenehme Musik hören, lesen oder ein kleines Einschlafritual durchführen. Dazu eignen sich z. B. ein warmes Bad oder Fußbad, das altbekannte Glas Milch mit Honig oder eine Tasse schlaffördernder Kräutertee. Helfen die vorgestellten Möglichkeiten nicht, sollte man unbedingt einen Schlafmediziner aufsuchen!
Hinweis: Der Artikel "Endlich besser schlafen: Hausmittel und Ernährung" von Dr. Andrea Flemmer ist ursprünglich in unserer Mitgliederzeitschrift (05/2024) erschienen.
Bewusst atmen, besser leben
Die heilende Wirkung des Atmens kennenlernen – mit einem ausführlichen Praxisteil
Die heilende Wirkung des Atmens kennenlernen – mit einem ausführlichen Praxisteil
ISBN: 978-3-96562-026-1
Erscheinungsjahr: 2020
15,00 EUR
Zum Shop »