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Natur und Medizin im Gespräch mit Doc Esser
Natur und Medizin im Gespräch mit Doc Esser

„Viele Patienten würden von einem ganzheitlichen Blick profitieren“

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Naturheilkunde Gesundheitstipps Integrative Medizin

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Leiter der Pneumologie am Klinikum Remscheid. Bekannt ist er aus den Medien (WDR-Gesundheitscheck) als Doc Esser – der den Menschen im Fernsehen, Radio oder Podcast wichtige Gesundheitstipps gibt – und auch als Autor zahlreicher Gesundheitsratgeber. Seine Philosophie lautet: "Es gibt nicht die eine Formel für ein glückliches, gesundes Leben, jeder muss individuell seine Linie finden. Dem einen macht Sport gar keinen Spaß, sondern er muss sich quälen, anderen fällt es schwer, ihre Ernährung zu verändern. Es geht darum, für mich persönlich abzuwägen: Welcher Effekt bringt mir was?" Von Doc Esser hört und liest man auch, dass es sich bei verschiedenen – vor allem chronischen Erkrankungen – durchaus lohnt, auch Naturheilverfahren auszuprobieren. Natur und Medizin fragt nach!

Natur und Medizin:

Herr Esser, Sie sind Oberarzt für Innere Medizin und Leiter der Pneumologie am Klinikum Remscheid. Nun sind Sie kein reiner Schulmediziner – Sie legen viel Wert auf integrative und vorbeugende Medizin mit den festen Bestandteilen Sport, Ernährung und naturheilkundliche Mittel und Therapien. Wie sind Sie auf diesen Weg gekommen?

Doc Esser:

Sport und Ernährung begleiten mich ein Leben lang. Als Leistungsschwimmer und Triathlet bin ich das tägliche (zum Teil mehrfach am Tag) Training gewohnt und wer auf dem Niveau trainiert, beschäftigt sich automatisch mit Ernährung. Die Komplementärmedizin hat mich schon seit meinem Studium fasziniert, hat aber immens an Bedeutung gewonnen, nachdem ich Professor Dobos und Professor Michalsen kennen lernen durfte.

Komplementäre und Integrative Medizin und Pflege (z.B. Akupunktur, Phytotherapie, Manuelle Medizin, Neuraltherapie, Wickel etc.) erfreuen sich international großer Beliebtheit. Wo sehen Sie die Chancen – aber auch die Grenzen dieser Medizin?

Die Schulmedizin ist sehr kleinteilig geworden und wir sehen oft zu fokussiert und auf die Symptome konzentriert unsere Patienten an. Mit fehlt dabei das Ganzheitliche. Auf der einen Seite ist es wichtig, dass es hochspezialisierte Experten gibt, auf der anderen Seite bedeutet das für den Erkrankten häufig eine Odyssee bis zum richtigen Facharzt, der dann allerdings auch nur die Baustelle angeht, für die er die Expertise hat. Dabei würden viele Patienten von einem ganzheitlichen Blick profitieren, wie es in der Komplementärmedizin üblich ist. Weiterhin lassen sich viele leichte Erkrankungen sehr gut über Phytotherapie und Co. therapieren und es braucht keine Medikamente. Und schlussendlich kann die Komplementärmedizin schulmedizinische Verfahren unterstützen und beispielsweise deren Nebenwirkungen lindern. Allerdings kann die Komplementärmedizin keine Wunder vollbringen und die Ausübenden sollten wissen, wann eine schulmedizinische Behandlung nötig ist.
 

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser

Viele leichte Erkrankungen lassen sich sehr gut über Phytotherapie und Co. therapieren und schlussendlich kann die Komplementärmedizin schulmedizinische Verfahren unterstützen und beispielsweise deren Nebenwirkungen lindern.

Die Carstens-Stiftung ist heute eine bedeutende Wissenschaftsorganisation auf dem Gebiet der Komplementärmedizin und wird durch eine starke Gemeinschaft von rund 20.000 Mitgliedern im Förderverein Natur und Medizin getragen. Ein zentraler Auftrag der Stiftung ist die Förderung wissenschaftlicher Studien im Bereich der Komplementärmedizin. Wie wichtig ist es Ihnen persönlich, dass in diesem Bereich Forschung stattfindet?

Aus meiner Sicht ist das eine absolut notwendige Entwicklung. Letztendlich bietet die evidenzbasierte Forschung die Möglichkeit einer faktenorientierten wissenschaftlichen Diskussion. Jede Methode, die zur Heilung angewendet wird, sollte transparent und überprüfbar und reproduzierbar sein.

In unserer beliebten Rubrik "Leserforum" geben Mitglieder anderen Mitgliedern wertvolle Tipps und Ratschläge, welche Therapien oder Hausmittel Ihnen bei Erkrankungen oder zur Vorbeugung geholfen haben. Welche Zuschrift könnte von Ihnen kommen?

Das wäre dann bei mir meine berühmt-berüchtigte Kartoffelpackung (heiße Kartoffeln zerdrücken und in einen Waschlappen reinlegen) oder das Zwiebel-Säckchen. Meine Achilles-Ferse ist die Sinusitis, dafür nutze ich nahezu immer die Kartoffeln, um das Sekret flüssig zu halten.

In Ihrem neuen Buch Doc Esser macht den Westen fit erklären Sie, wie wichtig vor allem Bewegung für ein langes gesundes Leben und mehr Wohlbefinden ist. Nun denken viele gleich: "Joggen ist nichts für mich! Das habe ich doch schon so oft probiert!"
Wieviel Bewegung und vor allem welche Form der Bewegung brauchen wir denn wirklich, um Krankheiten effektiv vorzubeugen? Und wie schafft man es langfristig, seinen inneren Schweinehund zu besiegen?

Wer gesund ist, profitiert sowohl von Ausdauersport wie von Kraftsport hinsichtlich der Prävention vor Wohlstandserkrankungen wie arterieller Bluthochdruck oder Diabetes mellitus Typ zwei. Die Welt Gesundheits-Organisation empfiehlt mindestens 150-300 Minuten moderaten Ausdauersport pro Woche und zusätzlich Krafttraining. Das ist schon richtig viel, wenn man das Wochenende auslässt, wäre das pro Tag 1 Stunde Sport. Mit Blick auf ein qualitativ und quantitativ hochwertiges Leben sollten wir aber diese Empfehlungen umsetzen. Die Studienlage ist da sehr eindeutig. Natürlich muss nicht jeder joggen gehen, es gibt viele andere Ausdauersportarten, jeder muss für sich die passende finden. Oft lohnt es sich, gemeinsam sportliche Ziele zu setzen und sich zu verbünden. Der Schweinehund wird immer kleiner, wenn man samstags morgens im Bett liegend weiß, dass draußen der Freund oder die Freundin wartet, um gemeinsam Sport zu treiben.

Wir danken Doc Esser für das Gespräch.

Literatur-Tipp

Doc Esser macht den Westen fit

Dr. Heinz-Wilhelm Esser: Doc Esser macht den Westen fit. Schritt für Schritt zu mehr Fitness und Gesundheit mit vielen Übungen, Trainingsplänen und Rezepten für die gesunde Ernährung. Verlag Becker-Joest-Volk. Über den Buchhandel.

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Aufzeichnung des Online-Vortrags vom 12.01.2022:

Es referierte Dr. Anna Paul. Dr. Paul ist seit 2011 Vorstandsvorsitzende von Natur und Medizin. Darüber hinaus ist sie Leiterin der Ordnungstherapie/Mind-Body-Medizin in der Abteilung Naturheilkunde und Integrative Medizin an den KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte gGmbH. Sie ist Mitarbeiterin am Stiftungslehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und leitet die Arbeitsgruppe Prävention & Gesundheitsförderung. Als Referentin ist sie in der ärztlichen Weiterbildung tätig und leitet Seminare zu den Themen Mind-Body-Medizin, Stressbewältigung und Yoga.

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