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Wie kann man bei Kindern die Abwehr stärken?
Kindersprechstunde

Wie kann man bei Kindern die Abwehr stärken?

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Kinderheilkunde Immunsystem

Vor allem in der kalten Jahreszeit häufen sich Erkältungskrankheiten und virale Infekte. Eine sehr häufige Frage, die Eltern in der kinderärztlichen Praxis stellen, ist: Was können wir noch tun, damit unser Kind nicht ständig krank wird und nicht jeden Infekt im Kindergarten aufgabelt?

Allermeist kann man die Eltern in der Praxis beruhigen, denn eine gewisse Anzahl von Infektionen sind im Kindesalter normal: Experten sprechen von bis 10 bis 12 Episoden pro Jahr. „Normal“ bedeutet hierbei, dass keine konkrete Störung des Immunsystems vorliegt, die weiterer medizinischer Abklärung bedarf. Besonders beim Eintritt in die Kinderkrippe oder den Kindergarten machen viele Kinder gleich mehrere Infektionen hintereinander durch. Man spricht vom „Crowding“-Effekt: Viele kleine, hustende und schnupfende Kinder in einem kleinen Raum können rasch Viren oder Bakterien übertragen. Durch die Coronapandemie haben wir alle gelernt, dass Isolationsmaßnahmen zwar kurzfristig sinnvoll sein können, um Infektionen möglichst ganz zu vermeiden; längerfristig erleiden wir allerdings dadurch Nachteile, da der natürliche Austausch mit unserer Umwelt, zu der eben auch Krankheitserreger zählen, unterbrochen wird. Man hat gesehen, dass es nach Aufhebung der Coronamaßnahmen zu so genannten „Nachholeffekten“ kam, z. B. einer sehr heftigen Welle mit RS-Viren.

Das gesunde Immunsystem

Die gute Nachricht: Das Immunsystem des Kindes „arbeitet“ in aller Regel hervorragend, viele verschiedene Abwehrzellen und Botenstoffe sind in ständiger Interaktion, laufend „lernt“ es dazu und bildet neue Antikörper und Abwehrzellen gegen eine Vielzahl von Erregern. Nur dann, wenn bestimmte Warnzeichen vorliegen, die auf einen (seltenen) Immundefekt hinweisen, ist eine medizinische Abklärung notwendig. Als Merkhilfe gibt es das Akronym ELVIS:

  • Erkrankungen mit ungewöhnlichen Erregern, z. B. im Rahmen einer Lungenentzündung;
  • Infektionen, die sich immer wieder genau denselben Ort aussuchen (Lokalisation);
  • Ein ungewöhnlich langer Verlauf einer akuten Erkrankung oder auch das fehlende Ansprechen auf Antibiotika;
  • heftig und schwer verlaufende Infektionen (Intensität) wie Hirnhaut-, Knochen- oder wiederholte Lungenentzündungen;
  • schließlich die Summe der Infektionen.

Zwischen diesen Kriterien und vollständiger Infektfreiheit liegt natürlich eine Grauzone: Viele Kinder „kränkeln vor sich hin“, haben es immer wieder „mit den Ohren“, sind „den ganzen Winter dauererkältet“ usw.

Gerade in der Wintersaison ist eine hohe Viruslast vorhanden, und das Immunsystem muss gleichzeitig auf verschiedene Erreger reagieren.

Maßnahmen zur Stärkung der Immunabwehr

Es liegt auf der Hand, dass ein gesunder Lebensstil zur Vorbeugung von Infekten grundsätzlich wichtig ist. Hierzu zählen insbesondere

  • eine gesunde, ausgewogene Ernährung, die ausreichende Mengen an Vitaminen enthält;
  • ausreichend und viel Bewegung an der frischen Luft (auch im Winter!);
  • ausreichend Schlaf: Schlafmangel beginnt oftmals schon im Kleinkindesalter (heutzutage machen viele Kinder keinen Mittagsschlaf mehr, weil diese Auszeit für viele Familien keinen Platz im hektischen Tagesablauf findet).

Hydrotherapie (Kneippsche Güsse)

Eine wunderbare und gleichzeitig sehr einfache Methode zur Vorbeugung von Infektionen ist die Hydrotherapie: Darunter versteht man die Anwendung von Wasser zu vorbeugenden oder therapeutischen Zwecken. Dadurch wird der Körper „abgehärtet“ und reaktionsfähiger gegenüber Infektionen. Zur Vorbeugung gegen grippale Infekte, wiederkehrende Ohren-, Hals- oder Nasennebenhöhlenentzündungen usw. eignen sich besonders Güsse, z. B. der Knie-, Arm- und Gesichtsguss. Diese Anwendungen können zuhause sehr einfach durchgeführt werden. Sie erfordern nur wenig Zeit. Idealerweise sollten die Güsse das ganze Jahr hindurch angewendet werden.

Medikamente und Vitamine

Auch wenn viel Werbung dafür betrieben wird: „Das“ Medikament zur Vorbeugung von Infekten bei Kindern gibt es bis heute leider nicht. Natürlich sind viele bekannte Präparate auf dem Markt, die bei beginnenden Infekten eine gewisse Wirkung haben können. Dazu zählen beispielsweise Echinacea-Präparate, Extrakte aus Pelargonium sidoides (Umckaloabo®), zinkhaltige Präparate, Bakterienlysate (z. B. Broncho-Vaxom®) oder auch Probiotika (z. B. Lactobacillus GG). Allerdings kann eine pauschale Einnahme für Kinder mit physiologischer Infektionsanfälligkeit, wie sie eingangs dargestellt wurde, nicht empfohlen werden. Grundsätzlich ist eine reichliche Zufuhr von Vitamin C hilfreich, um Infektionen vorzubeugen. Vitamin C ist besonders reichlich in Zitrusfrüchten enthalten, kann aber auch in Form von Säften eingenommen werden (z. B. Sanddorn-Dicksaft).

Die Aufnahme von Vitaminen aus natürlichen Quellen – also gesundem Obst und Gemüse – ist viel wirkungsvoller als in künstlich angereicherten Präparaten. Eine Ausnahme stellt das Vitamin D dar, das in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt worden ist: Da wir in unseren Breiten im Winterhalbjahr kein Vitamin D über die Haut bilden können – zwischen Oktober bis April reicht die UV-B-Strahlung dafür nicht aus – haben die meisten Menschen einen Vitaminmangel. Eine allgemeine Substitution für die Bevölkerung, wie man es vom Jod kennt, wird derzeit noch nicht empfohlen, wäre aber wahrscheinlich sinnvoll. Als sichere tägliche Einnahmemengen gelten: 2.000 I.E. für Kinder von 1–12 Jahren, danach 4.000 I.E./Tag.

Eine dauerhafte Einnahme von Vitaminpillen für Kinder, die keine spezielle Grunderkrankung oder Mangelerscheinung haben, ist nicht sinnvoll.

Homöopathie

Wen man bemerkt, dass gerade eine Erkältung im Anzug ist – Frösteln, kalte Füße, Unwohlsein, Schwindelgefühl – kann eine Dosis Aconitum D30 (1x3 Globuli) meist Schlimmeres verhindern und den Verlauf der Erkrankung abkürzen oder sogar gänzlich verhindern. Aconitum ist insbesondere auch dann hilfreich, wenn man sich in kaltem Wind buchstäblich „erkältet“ hat. Kinder, die sich über das „normale Maß“ sehr oft und schwer erkälten, und in der Folge mit wiederkehrenden Mittelohrentzündungen, Bronchitiden oder Nebenhöhlenentzündungen zu kämpfen haben, sollten eine klassisch-homöopathischen Therapie erhalten, bei der das individuell passende Arzneimittel durch eine homöopathische Ärztin/einen homöopathischen Arzt ausgewählt wird. Ein pauschales, vorbeugendes homöopathisches Arzneimittel, das grundsätzlich „für alle“ empfohlen werden könnte, gibt es allerdings nicht.

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Dr. med. Christian Lucae
Dr. med. Christian Lucae

Christian Lucae ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Homöopathie und Naturheilverfahren mit Praxis in München. Er ist Mitautor der homöopathischen Sandkasten- und Schülerfibel sowie Autor des Ratgebers Fieberzäpfchen oder Wadenwickel? (erschienen im KVC Verlag) und beratender Arzt von Natur und Medizin e.V.