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Schlafprobleme bei Kindern
Kindersprechstunde

Schlafprobleme bei Kindern

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Kinderheilkunde Schlaf

Ein gesunder, regelmäßiger Schlaf ist in jedem Alter von großer Bedeutung für die Gesundheit. Im Grunde können alle bekannten Krankheiten auf die ein oder andere Weise durch Schlafmangel begünstigt werden. Erfahren Sie mehr über Ein- und Durchschlafstörungen im Kindesalter und welche Maßnahmen für einen stabilen Schlafrhythmus wichtig sind.

Inzwischen ist sehr gut erforscht, dass ein unzureichender Schlaf sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit von Kindern auswirken kann. Während ein gesunder, erholsamer Schlaf für die optimale Entwicklung und Gedächtnisbildung notwendig ist, führt Schlafmangel zu einer Beeinträchtigung der kognitiven (d.h. geistigen) Leistungsfähigkeit, beispielsweise in der Schule. Kinder verarbeiten ihre Eindrücke im Schlaf: Dabei werden ständig Nervenverbindungen auf- und abgebaut, was im Kindesalter besonders wichtig für die Lernfähigkeit des Gehirns ist. Man könnte auch sagen, das Gehirn „reift im Schlaf“. Anhaltende Schlafstörungen können zu Verhaltensauffälligkeiten und Störungen der Aufmerksamkeit führen und – vor allem im Säuglings- und Kleinkindesalter – sogar das Risiko der Mütter erhöhen, eine Depression zu entwickeln.

Ein gesunder Schlaf ist für die optimale Entwicklung eines Kindes notwendig. Er hilft dabei, Eindrücke und Erfahrungen vom Tag zu verarbeiten und Gelerntes zu festigen.

Unterschiede im Schlaf-Wach-Rhythmus

Bei Babys und Kleinkindern finden sich einige Unterschiede im Vergleich zu größeren Kindern und Erwachsenen, was Schlafdauer und Schlafrhythmus angeht. Der Schlaf-Wach-Rhythmus verändert sich besonders in den ersten Lebensjahren: Neugeborene und kleine Babys haben nur kurze Schlafphasen, die etwa 30 Minuten dauern. Hier überwiegt noch der so genannte REM-Schlaf (Rapid Eye Movement). Dann werden sie entweder kurz wach und schlafen von selbst noch einmal ein, oder sie melden sich lautstark, weil sie Hunger haben. Von Durchschlafen spricht man in den ersten sechs Monaten, wenn das Kind sechs bis acht Stunden nachts am Stück schläft.

Mit etwa einem Jahr können die meisten Kinder nachts durchschlafen, benötigen noch ein Nickerchen am Vormittag und einen mehr oder weniger langen Mittagsschlaf. Während der Bedarf eines Vormittagsschlafs bald verschwindet, machen viele Kinder bis etwa zum 4. Lebensjahr noch einen Mittagsschlaf, manche 30 Minuten, andere sogar zwei bis drei Stunden. Bis ins Jugendalter zeigen Kinder mehr Tiefschlaf im Vergleich zu Erwachsenen.

Welche Schlafdauer ist „normal“?

Folgende Angaben können als Orientierung dienen:

ALTER DES KINDESSCHLAFDAUER PRO TAG (24 STUNDEN)
6 Monate14 +/- 4 Stunden
1 Jahr14 +/-3 Stunden
2 Jahre13 +/-3 Stunden
5 Jahre11 +/- 2 Stunden

Man erkennt gleich, dass es nicht „die“ normale Schlafdauer gibt, sondern, dass diese von Kind zu Kind aufgrund seiner genetischen Veranlagung stark abweichen kann. Wichtig dabei ist, dass der Schlafbedarf eines Kindes immer gleich ist. Es schläft pro 24 Stunden also immer ziemlich genau dieselbe Zeit – Vormittags- und/oder Nachmittagsschlaf natürlich mitgerechnet. Wenn die Nacht mal etwas kürzer war, wird der Schlaf dann tagsüber nachgeholt und der Mittagsschlaf fällt entsprechend länger aus. Solange das Kind gesund ist und tagsüber nicht übermüdet wirkt, ist alles im grünen Bereich.

Ein- und Durchschlafprobleme im frühen Kindesalter

Die Symptome einer Schlafstörung sind vielfältig: Kann das Kind schlecht einschlafen? Braucht es auffallend lange? Weigert sich das Kind, ins Bett zu gehen oder dort zu bleiben? Wacht es nachts häufig – bis zu zehnmal und mehr – auf und verlangt nach etwas (Getränk, Bezugsperson)?

NATUR UND MEDIZIN sagt: Aufpassen!

Einschlafstörung:
Nach dem Zubettgehen und nach dem Einschlafritual weigert sich ein Kind, allein in seinem Bett zu bleiben.

Durchschlafstörung:
Regelmäßiges, häufiges (bis zehnmal und mehr) nächtliches Erwachen und Verlangen nach Bezugsperson.

Manche Kinder träumen lebhaft bis hin zu Albträumen. Ein Sonderfall ist der so genannte Nachtschreck (Pavor nocturnus), bei welchem das Kind in der Nacht hochschreckt, schreit, geradeaus starrt, dabei aber gar nicht richtig wach wird und sich am Morgen auch nicht mehr daran erinnert.

Wenn ein plötzlicher Wandel der Schlafgewohnheiten zu beobachten ist, sollte nach einer körperlichen Ursache gesucht werden: Hat das Kind beispielsweise Fieber, Ohrenschmerzen oder bricht gerade ein neuer Zahn durch? Darüber hinaus gibt es weitere, seltenere Ursachen. In diesen Fällen sollte unbedingt die Kinderärztin/der Kinderarzt aufgesucht werden, um die Ursache zu klären. Gegebenenfalls kann eine Abklärung im Schlaflabor erfolgen.

Was ist wichtig für einen stabilen Schlafrhythmus?

Meist ist die Ursache einer länger dauernden Ein- oder Durchschlafstörung nicht eindeutig erkennbar, das Verhalten hat sich irgendwie „eingespielt". Wichtige Regeln, die den Schlafrhythmus verbessern können, sind folgende Punkte:

  • Einhalten regelmäßiger Aufsteh-, Tagesschlaf- und Zubettgehzeiten – auch am Wochenende!
  • Das Bett ist zum Schlafen reserviert (nicht zum Spielen, Essen etc.).
  • Das Insbettschicken niemals als Strafmaßnahme gebrauchen – das Bett sollte immer positiv besetzt sein, es ist gewissermaßen ein „Zufluchtsort“.
  • Die Schlafumgebung sollte angenehm und schlaffördernd gestaltet sein (kein helles Licht etc.).
  • Ein bewegungsreiches Spiel und körperliche Aktivität am Tag sollten gefördert werden, dazwischen ist auf ausreichende Ruhephasen zu achten.
  • In der Wohnung / im Haus darf nicht geraucht werden.
  • Das Elternbett sollte seinen Charakter als „exklusiven Zufluchtsort“ behalten, z.B. bei Krankheit.

Was ist wichtig beim Einschlafen?

In der Einschlafsituation sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Etablieren Sie ein „Zubettgehritual“: Einstimmen auf das Schlafengehen, allmählich zur Ruhe kommen, eine Stunde vor dem Schlafengehen nur noch ruhige Aktivitäten, z.B. gemeinsam ein Bilderbuch anschauen.
  • Abends keine aufregenden Hörspiele anhören, nicht Fernsehen, keine Computerspiele, kein Handy.
  • Bei Müdigkeit abends sollte das Kind umgehend ins eigene Bett gebracht werden.
  • Kurz vor dem Zubettgehen nur leichte Mahlzeiten einnehmen (bei gestillten Kindern gilt das natürlich noch nicht).
Dein Kind und der gesunde Schlaf

Was ist wichtig zum Durchschlafen?

  • Das Kind sollte immer wach ins Bett gebracht werden und allein einschlafen (wichtig: die Einschlafsituation so gestalten, dass sie der Aufwachsituation bei Nacht gleicht und sich das Kind nicht erschreckt; ein Kuscheltier kann dabei helfen).
  • Bei nächtlichem Trösten, Wickeln oder Stillen höchstens gedämpftes Licht anmachen.
  • Das Kind sollte ca. ab dem Alter von sechs Monaten bei nächtlichem Erwachen nichts zu essen bekommen. Auf keinen Fall sollte ein Milch- oder Saftfläschchen im Bett des Kindes gelassen werden. Wenn sich nächtliches Essen etabliert hat, sollte dies wieder abtrainiert werden – auch zum Schutz der Zähne!
  • Es sollte dem Kind ermöglicht werden, Selbstberuhigungsstrategien zu erlernen, d.h. bei Quengeln sollte man zunächst abwarten und nicht immer gleich ins Zimmer stürmen.

Das Wichtigste und gleichzeitig Schwierigste bei all diesen Punkten ist: Bleiben Sie konsequent!

Es nützt nichts, hin und her zu diskutieren oder getroffene Maßnahmen nach wenigen Tagen wieder einreißen zu lassen. Die Kinder erkennen das sehr schnell und wickeln ihre Eltern gekonnt „um den Finger“. Schon im Alter von sechs Monaten sind Babys in der Lage, durch ihr Verhalten gezielt die Aktionen der Eltern zu beeinflussen. Sonst schlafen weder die Kinder gut, noch die Eltern, und alle sind genervt und vom dauernden Schlafmangel gerädert.

Förderung des selbstregulierten Einschlafens

Ein entscheidender Punkt bei Ein- und Durchschlafproblemen ist die Förderung des selbstregulierten Einschlafens, d.h. das Kind soll von allein wieder in den Schlaf finden können.

Was tun, wenn das Einschlafen gar nicht klappt oder das Kind nachts aufwacht, Aufmerksamkeit einfordert, dauernd etwas zu trinken haben will oder richtig „Terror“ macht? Eine hilfreiche und gut etablierte Möglichkeit, das Kind so weit zu bringen, dass es von selbst wieder einschlafen kann, ist das so genannte „Checking“: Das Kind sollte ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten und mit einem immer gleichen Ritual zu Bett gebracht werden; dabei können Einschlafhilfen wie Schnuller, Tuch oder ein kleines Stofftier helfen. Die Eltern verabschieden sich und versichern, später nochmals nachzusehen; sie verlassen den Raum, ein Türspalt bleibt aber offen. Wenn das Kind anhaltend laut ruft, schreit oder weint (Müdigkeit, Protest usw.), die Anwesenheit der Eltern einfordert und damit die Grenzen austestet, sollte ein Elternteil zunächst ca. alle fünf Minuten ins Zimmer kommen. Dabei erhält das Kind Zuwendung und abermals die Versicherung, dass alles o.k. ist. Dabei sollte das Kind nicht aus dem Bett genommen werden und kein Fläschchen bekommen, sondern selbstregulierend – also von allein – wieder in den Schlaf finden. Die Botschaft an das Kind sollte sinngemäß lauten: „Du bist müde, du kannst allein einschlafen, das ist ganz normal so! Wenn es Probleme geben sollte, wird jederzeit jemand nach dir sehen.“

Medikamentöse Behandlung?

Ganz im Vordergrund der Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen stehen die oben geschilderten Maßnahmen – also die so genannte „Schlafhygiene“. Klassische Schlafmittel, die Erwachsene oftmals einnehmen, haben im frühen Kindesalter nichts zu suchen. In letzter Zeit vermehrt von Eltern nachgefragt wird das Melatonin: Hierbei handelt es sich um das Schlafhormon, welches in der Zirbeldrüse gebildet wird. Mittlerweile sind auch in Deutschland Melatonin-Präparate auf dem Markt, die für Kinder zwischen zwei bis 18 Jahren zugelassen sind. Diese sind allerdings nur für den Einsatz bei speziellen Erkrankungen gedacht, beispielsweise bei Autismus. Aufgrund vielfältiger, hormoneller Wechselwirkungen und möglicher Nebenwirkungen wird der Einsatz als „Hausmittel“ sehr kritisch gesehen.

In bestimmten Fällen kann es hilfreich sein, auf naturheilkundliche oder homöopathische Mittel zurückzugreifen. Hier gibt es allerdings keine „Wundermittel“. Zunächst sollten die skizzierten Allgemeinmaßnahmen ausgeschöpft werden. Darüber hinaus gibt es viele Situationen, in denen alle äußeren Umstände scheinbar passen, aber dennoch der „Wurm“ beim Ein- und Durchschlafen drin ist. Eine individuell ausgewählte homöopathische Arznei kann hier eine Regulation bewirken und den Schlafrhythmus wieder herstellen.

Hinweis: Der Artikel „Schlafprobleme bei Kindern“ von Dr. Christian Lucae ist ursprünglich in unserer Mitgliederzeitschrift (02/2025) erschienen.

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Dr. med. Christian Lucae
Dr. med. Christian Lucae

Christian Lucae ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Homöopathie und Naturheilverfahren mit Praxis in München. Er ist Mitautor der homöopathischen Sandkasten- und Schülerfibel sowie Autor des Ratgebers Fieberzäpfchen oder Wadenwickel? (erschienen im KVC Verlag) und beratender Arzt von Natur und Medizin e.V.