Naturheilkunde
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Hand greift um schmerzendes Knie
Top 10 Naturheilkunde

Mit Naturheilkunde gegen Schmerzen

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Top 10 Naturheilkunde Schmerz

Chronische oder wiederkehrende Schmerzen sind ein leidiges Problem:
8 bis 16 Millionen Menschen in Deutschland klagen über regelmäßige Schmerzen. Vor allem Nacken- und Rückenschmerzen, Migräne oder Schmerzen des Bewegungsapparats sind weit verbreitet. Daneben belasten auch rheumatische Schmerzen und Fibromyalgien viele Menschen.

Zehn naturheilkundliche Verfahren für den Umgang mit Schmerz

Schmerzen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen und nicht nur zu Arbeitsunfähigkeit, sondern auch zu sozialer Isolation oder zu Folgeerkrankungen wie Depression oder anderen psychischen Erkrankungen führen. Vor diesem Hintergrund haben komplementärmedizinische und integrative Ansätze in der Schmerzbehandlung einen hohen Stellenwert, weil sie Aspekte wie Resilienz und Selbstwirksamkeit in die Behandlung einbeziehen.

In unseren Top Ten haben wir zehn Therapieansätze zusammengetragen, die sich seit langem als ergänzende oder begleitende Verfahren in der Behandlung von Schmerzsymptomatiken bewähren.

Zusammenfassung

Schmerz ist eine unangenehme physische oder psychosomatische Sinnes- oder Gefühlswahrnehmung, die eine tatsächliche oder drohende schädigende Einwirkung von Körpergewebe und -strukturen anzeigt.

Schmerzen stellen eine lebenserhaltende biologische Reaktion auf schädigende Einwirkungen oder auf drohende schädigende Einwirkungen körperlicher Strukturen und Gewebe dar. Ein Schmerz veranlasst Betroffene dazu, sich dem schmerzauslösenden Reiz zu entziehen oder ihn zu vermeiden, um Gewebeverletzungen zu verhindern.

 

Entspannungsverfahren rufen physiologische Antwortreaktionen des Körpers hervor und tragen auf diese Weise dazu bei, dass der Blutdruck sinkt, die Herz- und Atemfrequenz abnimmt, Cortisolwerte sinken und Gehirnaktivitäten beruhigt werden können. So werden geeignete Bewältigungsressourcen gefördert und Strategien vermittelt, um mit chronischen Schmerzen besser umgehen zu können oder sogar eine Chronifizierung zu verhindern.

Die Gua-Sha-Massage, eine chinesische Schabemassagetechnik, wird zur Behandlung von Schmerzsymptomen im unteren Rücken, im Schulter- und Nackenbereich verwendet. Sie wirkt durch einen intensiven Druck auf das Faszien- und Muskelgewebe und sorgt dafür, dass Blockaden aufgelöst werden können.

 

Mind-Body-Medizin

Die Mind-Body-Medizin ist, kurzgesagt, eine neue Form der Stressmedizin, die in den 1970er und 1980er Jahren in den USA maßgeblich von dem Kardiologen Herbert Benson entwickelt wurde. Sie zielt darauf ab, den eigenen Lebensalltag so zu gestalten, dass er gesundheitsförderlich ist. Benson entdeckte eine durch Entspannung hervorgerufene physiologische Antwortreaktion des Körpers, die Relaxation Response (RR). Er konnte mit seinen Forschungsergebnissen belegen, dass Entspannungsverfahren u.a. den Blutdruck senken, die Herz- und Atemfrequenz reduzieren, den Cortisolwert senken und Gehirnaktivitäten beruhigen können.

Die Mind-Body-Medizin konzentriert sich auf das Zusammenspiel von Geist, Psyche, Körper und Verhalten und berücksichtigt den Einfluss mentaler, emotionaler, funktionaler, sozialer, gesellschaftlicher sowie spiritueller Aspekte auf unsere Gesundheit. Die Belastung durch Stressoren vielfältiger Art und ihre Bewältigung durch geeignete Strategien und Ressourcen spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Die Mind-Body-Medizin zielt darauf ab, geeignete Bewältigungsressourcen zu fördern und entsprechende Strategien zu vermitteln.

Zu den Mind-Body-Interventionen zählen achtsamkeitsbasierte Methoden wie Entspannungstechniken, Meditation, Yoga, Tai-Chi oder Chigong, verhaltensorientierte Techniken auch in Gruppen, autogenes Training und die Beschäftigung mit der eigenen Spiritualität.

So hilft Mind-Body-Medizin gegen Schmerzen

Im klinischen Alltag kommen die Verfahren der Mind-Body-Medizin seit Ende der 1990er Jahre auch in Deutschland verstärkt zum Einsatz. Ihre Wirksamkeit ist hinreichend untersucht und durch zahllose Studien und Metastudien belegt. Das gilt unter anderem in Bezug auf chronische Schmerzen des Bewegungsapparats und des unteren Rückens, bei chronischen Kopfschmerzen und Migräne, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und bei Krebserkrankungen.

Maßnahmen zur Selbstfürsorge und mehr Selbstwirksamkeit und Resilienz können zum einen dafür sorgen, dass erste Schmerzsymptome ernstgenommen werden, so dass eine Chronifizierung mitunter verhindert werden kann. Zum anderen kann durch die Aktivierung der Bewältigungsressourcen erreicht werden, dass die Belastung durch Schmerzen anders wahrgenommen und im Alltag besser bewältigt werden kann.

Ordnungstherapie

Wenn heute im Zusammenhang mit komplementärer und integrativer Medizin von Ordnungstherapie gesprochen wird, so wird der Begriff vor allem mit dem Schweizer Arzt Bircher-Benner (1867-1939) und mit dem Seelsorger Sebastian Kneipp in Verbindung gebracht. Für beide war die „Ordnung“ im Leben ihrer Patientinnen und Patienten ein ausschlaggebender Faktor, der zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit beitrug.

„Im Maße liegt die Ordnung, jedes Zuviel und jedes Zuwenig setzt an Stelle der Gesundheit Krankheit.“ (Sebastian Kneipp)

Die Überzeugung, dass sich eine gesunde Lebensweise, Ernährung und Bewegung sowie seelische Ausgeglichenheit, Stresstoleranz und soziale Beziehungen – kurz, der Lebensstil – auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken, ist allerdings kein neuer Gedanke. Der Faktor „Lebensstil“ ist seit der Antike in der Gesundheitslehre verankert und hat weltweit, beispielsweise in der traditionellen indischen oder chinesischen Medizin, einen hohen Stellenwert.

Das wichtigste Lebensordnungsprinzip ist dabei der Wechsel zwischen Aktivität und anschließender Ruhezeit. Mit ordnungstherapeutischen Maßnahmen soll vor allem die Selbstregulationsfähigkeit des Menschen gestärkt werden. Biologische, psychosoziale und spirituelle Regulationsvorgänge im Menschen werden „geordnet“, um mit Hilfe eigener Ressourcen angemessen auf die Anforderungen von außen reagieren zu können. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung sowie Selbsthilfestrategien, die auf naturheilkundlichem Wissen beruhen, sowie schließlich auch der Umgang mit Gefühlen und Gedanken spielen hier eine wichtige Rolle.

So hilft Ordnungstherapie gegen Schmerzen

In Bezug auf chronische Schmerzen kann die Ordnungstherapie einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie Selbsthilfestrategien vermittelt: So kann beispielsweise eine Ernährungsumstellung bei Arthrose und rheumatischen Beschwerden helfen, Kneippsche Anwendungen wie das ansteigende Fußbad oder der Nackenguss können Kopf- und Nackenschmerzen lindern. Auch das Einüben neuer Verhaltensweisen und strukturierender Elemente in den Alltag kann dazu beitragen, den Umgang mit Schmerzen zu erleichtern.

Schmerzen

Schmerzen

Maßnahmen zur Selbsthilfe bei Schmerzen von Kopf bis Fuß Homöopathie

Michael Elies · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-96562-002-5
Erscheinungsjahr: 2019

6,90 EUR

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Massagen

Die Massage gehört zu den ältesten Therapieverfahren der Menschheit. Massiert wird auf der ganzen Welt – mit ganz unterschiedlichen und ausgefeilten Techniken, aber immer mit der Absicht, das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten zu erhöhen oder Schmerzen zu lindern.

Mittels unterschiedlicher Grifftechniken - durch Drücken, Kneten, Streichen, Reiben, Dehnen oder Klopfen - werden Muskeln und Gewebe in bestimmten Körperregionen bearbeitet. Dadurch wird nicht nur die Muskulatur, sondern auch die Haut, Faszien, Sehnen und Bindegewebe besser durchblutet und gelockert. Stauungen des Zellgewebes und des Lymphsystems können beseitigt und Verklebungen z.B. im Narbengewebe aufgelöst werden. Gleichzeitig sorgen der Hautkontakt und die mechanische Bearbeitung des Gewebes dafür, dass Botenstoffe wie Oxytocin ausgeschüttet werden. Diese haben eine schmerzlindernde Wirkung, reduzieren Stress und innere Unruhe, verringern Angst und Aggressionen und fördern Vertrauen und Empathie zwischen Menschen. Durch die entspannende Wirkung auf das vegetative Nervensystem können Massagen auch zur Reduzierung von Stress und seelischen Belastungen beitragen.

Hier ist ein Überblick über verschiedene Massagetechniken:

Klassische Massage

Bei der klassischen Massage werden vorwiegend Verspannungen und Verhärtungen der Muskulatur bearbeitet. Durch Kneten, Ziehen und Klopfen wird die Durchblutung der Muskulatur verbessert, verkürzte Muskeln werden gelockert und Schmerzen gelindert.

Reflexzonenmassagen

Zu den Reflexzonenmassagen gehören unterschiedliche Formen der Bindegewebs- und Knochenhautmassage, aber auch die Kolonmassage. Dabei werden bestimmte Hautnervenbezirke massiert oder stimuliert, so dass über Nerven- und Reflexbahnen auf die inneren Organe eingewirkt werden kann. Zu den Reflexzonentherapien gehört auch die Fußreflexzonenmassage.

Shiatsu-Massage

Die Shiatsu-Massage beruht auf der Meridianlehre aus der chinesischen Medizin. Durch Ertasten werden körperliche und mentale Dysbalancen aufgespürt. Unterschiedliche Halteübungen und die Stimulation von Triggerpunkten sorgen dafür, dass Lymphaktivität und Stoffwechsel angeregt, Verhärtungen und Verspannungen aufgelöst und das Stressempfinden verringert werden.

Gua Sha-Massage

Die Gua Sha-Massage (auch: chinesische Schabemassage) wird dank der prominenten Darstellung in den sozialen Medien oft vorrangig als Wellnessbehandlung wahrgenommen. Tatsächlich hat sie traditionell ein breiteres Anwendungsspektrum und wird in der ostasiatischen Volksheilkunde häufig als Erstmaßnahme bei auftretenden Erkrankungen wie Erkältungen und Fieber eingesetzt. Sie beruht wie Akupressur und Akupunktur auf der Meridianlehre, nach der die Lebensenergie „Qi“ im Körper durch Leitbahnen strömt und dafür sorgt, dass Körper und Geist sich in Einklang befinden. Treten Blockaden auf, führen diese zu Disharmonien, die sich in gesundheitlichen Symptomen äußern können.

Bei der Massage wird mit Hilfe eines speziellen Schabers, der an einen chinesischen Suppenlöffel erinnert (oder auch einfach mit Hilfe eines stabilen Schraubglas-Deckels) ein intensiver Druck auf das Gewebe ausgeübt. Durch die Schabungen sollen die Disharmonien sichtbar gemacht und Blockaden dann mit Hilfe spezieller Griffe aufgelöst werden.

Durch die intensive Bearbeitung entstehen unter der Haut leichte Einblutungen, die sogenannten Petechien. Sie stellen eine Reaktion des Körpers auf die Reiztherapie dar und verschwinden nach wenigen Tagen wieder von selbst. Auch wenn die Petechien beeindruckend aussehen und die Haut an den behandelten Körperstellen großflächig rot erscheint, ist die Massagetechnik während der Behandlung nicht mit Schmerzen verbunden.

In der Praxis hat die Gua Sha-Massage in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Sie wird insbesondere zur Behandlung von Schmerzsymptomen im unteren Rücken, im Schulter- und im Nackenbereich verwendet.

 

Manuelle Lymphdrainage

Das Lymphsystem besteht aus einem Netz aus Lymphgefäßen, das den gesamten Körper durchzieht, vergleichbar mit den Adern, in denen das Blut durch den Körper zirkuliert. Während das Blut Nährstoffe und andere Substanzen in das Körpergewebe transportiert, sorgen die Lymphgefäße dafür, dass Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportiert und in die Lymphknoten befördert wird. In den lymphatischen Organen werden Lymphozyten gebildet, die Krankheitserreger bekämpfen. Diese werden mit Hilfe der Lymphe zusammen mit den Abfallprodukten des Stoffwechsels, mit Krankheitserregern und Fremdkörpern in die Lymphknoten transportiert, herausgefiltert und vernichtet. Die gereinigte Lymphflüssigkeit gelangt anschließend über die größeren Lymphgefäße wieder zurück in die obere Hohlvene nahe dem Herzen und in den Blutkreislauf.

Durch Operationen oder Verletzungen, durch eine Herz- oder Nierenschwäche oder auch eine Schwäche oder Schädigung des Lymphsystems kann es zu Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe kommen. Diese Lymphödeme verursachen Schwellungen, die zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führen und die Haut schädigen können.

Die Manuelle Lymphdrainage ist eine sanfte Massagetherapie, die durch kreisförmige Stimulation, durch Dreh-, Pump- und Schöpfgriffe mit geringem Druck für die Anregung des lymphatischen Systems und damit für den Abtransport der Gewebeflüssigkeit sorgt. Durch leichten Druck, beginnend am Hals und am Schlüsselbein, werden die Kontraktionen der Lymphgefäße angeregt.

So hilft Lymphdrainage gegen Schmerzen

Lymphdrainage wirkt durch ihren entstauenden Effekt beruhigend und schmerzlindernd. Zudem hat sie einen positiven Effekt auf das Immunsystem.

Nicht angewendet werden darf die Lymphdrainage bei vielen akuten Erkrankungen wie Tumoren, Entzündungen und Fieber, bei Thrombosen, Herzleiden, Verletzungen oder Hauterkrankungen.

Akupunktur

Akupunktur ist eine traditionelle Behandlungsmethode, die ihren Ursprung in der Chinesischen Medizin (TCM) hat (lateinisch acus = Nadel und pungere = stechen). Durch das Stechen feiner Akupunkturnadeln an bestimmten Punkten des Körpers soll eine therapeutische Wirkung erzeugt werden.

Der Traditionellen Chinesischen Medizin zufolge fließt die Lebensenergie (Qi) eines Menschen auf Leitbahnen, den sogenannten Meridianen, die den Körper wie ein Netz durchziehen. Ist der Mensch gesund, fließt das Qi ausgewogen und ungehindert durch den Körper. Ist der Energiefluss gestört, z.B. durch eine Verletzung, durch Kälte oder Wärme, falsche Ernährung oder auch psychische Faktoren, können Krankheiten und Schmerzen entstehen. Die TCM unterscheidet 361 Punkte, die dicht unter der Haut liegen und deren Stimulation durch Nadeln dafür sorgen soll, dass die Blockaden des Qi-Flusses wieder beseitigt werden. Andere Therapieverfahren nutzen für die Stimulation auch Druck (Akupressur), Wärmereize (Moxibustion), Reizstrom oder Lichtreize.

In der westlichen Welt kommen in der Akupunktur in der Regel feine Stahlnadeln zum Einsatz, die je nach Indikation an etwa 16 Punkten gesetzt werden und zwischen 20 bis 30 Minuten in der Haut verbleiben. Die Behandlung erfolgt üblicherweise im Liegen, seltener im Sitzen. In der Regel werden 6 oder 10 Termine veranschlagt, die einmal wöchentlich stattfinden. Eine Akupunkturbehandlung sollte von einem erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker mit der entsprechenden Zusatzqualifikation durchgeführt werden.

So hilft Akupunktur gegen Schmerzen

Der genaue Wirkmechanismus der Akupunktur ist noch nicht vollständig geklärt. Neuere Studien lassen vermuten, dass das Nadeln die Ausschüttung stimmungsaufhellender und schmerzlindernder Substanzen auslöst, darunter Serotonin und Endorphine. Die Reaktion des Nervensystems auf den lokalen Schmerzreiz könnte sich reflektorisch auf andere Organe und Gewebe auswirken und auf diese Weise sowohl die Psyche als auch den Körper beeinflussen.

Die weltweit größten prospektiven und randomisierten Untersuchungen zur Wirksamkeit der Akupunktur waren die GERAC-Studien, die von 2002 bis 2007 in Deutschland durchgeführt wurden. Sie führten dazu, dass Akupunktur bei chronischem Kreuzschmerz bzw. chronischem Knieschmerz bei Gonarthrose unter bestimmten Voraussetzungen zur Kassenleistung der deutschen Krankenkassen wurde.

Einen ausführlichen Artikel, der sich differenziert mit allen Aspekten der Akupunktur als Therapieverfahren auseinandersetzt, findet sich auf der Homepage der Carstens-Stiftung: www.carstens-stiftung.de/akupunktur-und-wissenschaft.html.

 

Qigong

Qigong ist eine der fünf Säulen der chinesischen Medizin (TCM) und wird neben Akupunktur, Medikamenten, Diätetik und Massage eingesetzt, um Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten oder wiederzuerlangen. Die Übungen sind der Bewegungskunst Tai Chi entnommen, die die traditionellen Formen altchinesischer Kampfkünste aufgreift und im Zeitlupentempo praktiziert. Die Übungen sollen den Fluss der Lebensenergie Qi im Körper regulieren und harmonisieren. Seit mehr als 4000 Jahren praktiziert, zählt Qigong zu den vielfältigen Traditionen des Yangsheng, der „Pflege des Lebens“.

So hilft Qigong gegen Schmerzen

Im Westen wird Qigong im Rahmen der komplementären und integrativen Medizin für die Rehabilitation und Prävention geschätzt, weil sie Bewegung und Entspannung optimal verbindet. Die langsam ausgeführten Bewegungsabfolgen stellen für Menschen jedes Alters eine gelenkschonende und rückenfreundliche Möglichkeit dar, ihre funktionelle Muskulatur zu kräftigen, Verspannungen zu lösen und die Körperhaltung zu verbessern. Durch die Konzentration auf die Atmung, auf bestimmte Organe oder auf Körperregionen hat sich Qigong auch als günstig für das Herz-Kreislaufsystem, für Nerven- und Immunsystem erwiesen.

Als begleitende Maßnahme hat sich Qigong inzwischen in der Therapie zahlreicher Erkrankungen bewährt: Sowohl in der stationären Behandlung psychisch oder Suchterkrankter als auch bei Lungenrehabilitationsverfahren, nach kardiovaskulären Erkrankungen und nach Krebserkrankungen gelten die leicht zu erlernenden Bewegungsabfolgen als ideale komplementäre Maßnahme. Insbesondere auch bei Erkrankungen des Bewegungsapparates von Rheuma über Arthrose und Fibromyalgie bis hin zu Schmerzproblematiken kann Qigong dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.

Faszientherapie

Das Fasziengewebe (lat. Fascia = Band, Bündel) ist ein Bindegewebe, das unseren gesamten Körper durchzieht. Das Geflecht aus weichen kollagenhaltigen, lockeren und dichten Fasern umhüllt band- oder bündelförmig unsere Muskeln, Organe und Gelenke und verbindet Organe, Haut und Knochen miteinander.

Faszien gelten inzwischen als eigenständiges, strukturgebendes Organ, das dafür sorgt, dass wir aufrecht stehen können, unsere Organe an ihrem Platz bleiben und die Gelenke reibungslos ineinandergreifen und -gleiten können. Da sie maßgeblich an der Kraftübertragung auf den Muskel beteiligt sind, zählen einige Forschende auch Sehnen und Sehnenplatten, Bänder und Gelenkkapseln zum Fasziengewebe.

Eine bedeutende, wenn nicht nicht gar die wichtigste Erkenntnis der Faszienforschung aber ist, dass das Fasziengewebe Nervenfasern enthält. Damit gelten Faszien heute nicht mehr als die tote Hülle, für die sie von der Anatomie lange Zeit gehalten wurden, sondern als aktives, auf mechanische und biochemische Einflüsse reagierendes System, das schmerzempfindlich ist oder sogar selbst Schmerzen verursachen kann: Studien ergaben, dass das Fasziengewebe von Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen schmerzempfindliche Nervenenden sowie Strukturveränderungen wie z.B. Verklebungen oder eine verminderte Querdehnfähigkeit aufwies.

Schon in klassischen Massagetechniken wird auf die Faszien eingewirkt. Dass auch andere Methoden wie Yoga, Tai Chi und Qigong oder auch Dehnübungen nach dem Sport eine wichtige Rolle spielen, um das Wohlbefinden zu stärken und Schmerzen zu lindern, hat sich erst durch die intensive Erforschung des Fasziengewebes herausgestellt. Neben diesen eher beiläufigen Arten, das Fasziengewebe elastisch zu halten und zu behandeln, kann aber auch eine gezielte Faszientherapie zum Einsatz kommen:

So wirkt Faszientherapie gegen Schmerzen

Die manuelle Faszientherapie wirkt durch Druck- und Schiebetechniken auf das Fasziengewebe ein und sorgt auf diese Weise dafür, dass Verklebungen, Verknotungen und Verdrehungen wieder gelöst werden können. Das Fasziendistorsionsmodell nach Typaldos, ein Konzept aus der Osteopathie, zielt darauf ab, mit Hilfe bestimmter Handgriffe Spannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern. In der Triggerpunkt-Therapie werden einzelne Verknotungen im Muskel- und Fasziengewebe durch intensiven manuellen Druck aufgelöst, um damit Schmerzen zu reduzieren.

Entspannungsmethoden

Es gibt eine Vielzahl von Entspannungstechniken, mit denen eine physikalisch messbare körperliche Entspannung erreicht werden kann, die sich in geringerer Atemfrequenz, niedrigerem Blutdruck oder einer geringeren Herzfrequenz äußert. Ob Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Bodyscan oder Atemübungen – abhängig von persönlichen Vorlieben oder individueller Konstitution liegt uns eine Methode eventuell mehr als eine andere, um in stressigen Lebensphasen zur Ruhe zu kommen, Stresshormone abzubauen und die Energiereserven wieder aufzufüllen.

Warum ist es wichtig, dass wir uns entspannen?

Der Effekt von Entspannungstechniken ist nicht nur kurzfristig messbar: Wenn Entspannungsmethoden regelmäßig praktiziert werden, stärken sie dauerhaft die Widerstandsfähigkeit und fördern Ressourcen, um im Alltag besser mit Stress umgehen zu können.

Unser Körper ist evolutionär darauf eingestellt, in bedrohlichen Situationen bestimmte biochemische Reaktionen zu zeigen, die eine Flucht oder einen Kampf ermöglichen. Dabei wird der Sympathikus aktiviert, um Energie für die Muskulatur bereitzustellen. Das Stresshormon Cortisol wird ausgeschüttet, die Atem- und die Herzfrequenz steigen und Blutdruck und Fettwerte sind erhöht.

Während der langen evolutionären Geschichte der Menschheit war es jedoch auch üblich, dass nach einer solchen Stressreaktion eine Ruhephase einkehrte, in der sich der Körper wieder erholen konnte.

Stressige Situationen in unserem modernen Leben sind zwar nicht mehr so unmittelbar lebensbedrohlich wie vor Jahrtausenden, die körperlichen Reaktionen auf Stress am Arbeitsplatz, im Verkehr oder in anderen Alltagssituationen aber sind die gleichen geblieben. Noch schwerer wiegt jedoch, dass wir zunehmend verlernt haben, nach der Phase der Aktivität eine Ruhephase einzulegen, in der die physiologischen Vorgänge wieder auf ein normales Maß herunterreguliert werden. Die Folge ist nicht selten eine ständige körperliche, emotionale und geistige Aktivierung im Dauerstress, die vielfältige Auswirkungen auf unseren Organismus hat.

So helfen Entspannungstechniken gegen Schmerzen

Entspannungstechniken dienen dazu, Körper, Geist und Seele gezielt in einen Zustand der Entspannung zu versetzen. Regelmäßig praktiziert, können sie dazu beitragen, Dauerstress Stück für Stück wieder abzubauen und das Gehirn dafür zu sensibilisieren, neu auftretenden Stress schneller wahrzunehmen bzw. ihn in Zukunft eher zu vermeiden. Auf diese Weise werden Selbstkontrolle und Selbstwahrnehmung der Patientinnen und Patienten verbessert, das Gefühl, dem Schmerz ausgeliefert zu sein, nimmt ab, störende Außenreize können ignoriert oder besser eingeordnet werden und nicht zuletzt kann auch der Teufelskreis aus erhöhter Muskelspannung und Schmerzsymptomen durchbrochen werden.

 

 

Fasten

Als Fasten wird der der freiwillige und zeitlich begrenzte Verzicht auf feste Nahrung und/oder Genussmittel bezeichnet. Gefastet wird in allen Kulturen der Welt und seit Menschengedenken – häufig aus religiösen oder spirituellen Gründen, seit langem schon aber auch zur Gewichtsabnahme, zur Reinigung und Entgiftung oder als innere Auszeit.

Inzwischen legt eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen nahe, dass periodische Fastenzeiten gesundheitsförderlich sind und als Therapie bei schwer zu behandelnden Erkrankungen in Frage kommen. Denn auch wenn das Fasten bereits in der Antike als Heilmethode bekannt war und auch die mittelalterliche Medizin zu Maßhalten und Verzicht riet, um gesund zu bleiben, war es doch ein langer Weg, bis auch die Hochschulmedizin den Wert des Fastens als modernes naturheilkundliches Verfahren akzeptierte.

 

Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.

Hippokrates von Kos (460 bis etwa 377 v. Chr.), griechischer Arzt, »Vater der Heilkunde«

 

Fastenkuren können unterschiedlich lange durchgeführt werden oder verschiedene Ausprägungen annehmen. So ist inzwischen neben einem ein- bis vierwöchigen Verzicht auf feste Nahrung auch das Intervallfasten, das im Alltag jeden Tag einen längeren Zeitraum ohne Nahrungsaufnahme vorsieht, zu einer vielbeachteten Alternative zum tagelangen Fasten geworden. Alle Fastenkuren basieren auf dem Wissen, dass der menschliche Körper in der Lage ist, in Zeiten des Überflusses Energiedepots aufzubauen und diese nach Bedarf, wenn weniger Nahrung zur Verfügung steht, wieder abzubauen.  

So hilft Fasten gegen Schmerzen

Durch das Fasten wird ein heilsamer biochemischer Prozess im Körper angestoßen. Es kommt zu einem verbesserten Zucker- und Fettstoffwechsel und es werden Stoffe ausgeschüttet, die Entzündungen hemmen können. Durch die verbesserte Ausscheidung wird nachweislich der Blutdruck gesenkt, die Fließeigenschaft des Blutes wird verbessert, der Serotoninspiegel steigt und nach einem kurzfristigen Anstieg des Stresshormonspiegels kommt es zu einer langfristigen Senkung des Adrenalin-, Noradrenalin- und Cortisolspiegels. Diese biochemischen Vorgänge wirken sich nachhaltig positiv aus, wenn es um die Prävention und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Kopfschmerzen und Schmerzen des Bewegungsapparates, um rheumatische und andere entzündliche Erkrankungen und nicht zuletzt auch einige psychosomatische Symptomatiken geht.

Heute werden Fastenkuren in mehreren Naturheilkundekliniken unter ärztlicher Anleitung angeboten. Üblicherweise werden sie über einen Zeitraum von 7 – 10 Tagen durchgeführt, durch einen Vorbereitungstag, an dem die Kalorienzufuhr bereits reduziert ist und auf Koffein, Alkohol und Nikotin verzichtet wird, eingeleitet und um drei Tage für die Rückkehr zu einer geregelten Nahrungszufuhr ergänzt.

Dabei geht es nicht darum, nichts zu essen – vielmehr wird dem Körper eine sehr geringe Energiemenge in Form von flüssiger Nahrung mit maximal 500 kcal pro Tag zugeführt, zum Beispiel in Form von Brühen oder Obst- und Gemüsesäften. Dazu kommt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ohne Kalorien (Wasser/Kräutertees) und der Verzicht auf Genussmittel (Kaffee, Nikotin). Neben der Förderung der Ausscheidungsvorgänge über Darm, Leber und Niere, Haut und Lunge sorgen eine begleitende Bewegungstherapie und Anregungen zu einem gesünderen Lebensstil mit gesünderer Kost dafür, dass Patienten und Patientinnen nicht nur einen kurzfristigen Therapieerfolg haben, sondern sich nachhaltiges Wissen über eine gesunde Lebensführung aneignen können.

Vorsicht bei Vorerkrankungen! Das Fasten tut den meisten Menschen gut. Bei einigen Vorerkrankungen aber sollte unbedingt vorab mit einem Arzt gesprochen werden: bei niedrigem Blutdruck, Stoffwechsel- und Krebserkrankungen oder anderen chronischen Erkrankungen. Auch während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie in sehr hohem Lebensalter, bei Essstörungen und Untergewicht ist das Fasten nicht zu empfehlen. 

Heilfasten

Heilfasten

Hinweise für das stationäre Heilfasten und Selbsthilfetipps für die häusliche Fastenkur in modifizierter Form

Annette Kerckhoff · Thomas Rampp

ISBN: 978-3-96562-011-7
Erscheinungsjahr: 2020, 2. Aufl.

6,90 EUR

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Pflanzenheilkunde

Die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) macht sich die heilende Wirkung von Pflanzen, Pflanzenteilen oder deren Zubereitungen zunutze. Etwa 70.000 Pflanzenarten weltweit werden als pflanzliche Arzneimittel in der Medizin genutzt. Von Blättern und Blüten über Früchte, Knospen und Samen, Hölzer und Stängel bis hin zu Knollen und Wurzeln werden Pflanzenteile genutzt, um als Tees, Extrakte oder Tinkturen, in Form von Salben oder anderen Zubereitungen gegen unterschiedlichste Beschwerden Verwendung zu finden.

Die Wirkung pflanzlicher Inhaltsstoffe wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt, so dass sie inzwischen auch in medizinischen Leitlinien empfohlen werden. Da die Menge und Zusammensetzung der Wirkstoffe je nach Wuchs- und Erntebedingungen deutlich schwanken kann, wird jedoch empfohlen, auf standardisierte Präparate zurückzugreifen, die z.B. in Kapselform zur Verfügung stehen, so dass eine ausreichende Dosierung sichergestellt ist. Damit ist gleichzeitig gewährleistet, dass es nicht zu Überdosierungen und damit zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann, denn „rein pflanzlich“ ist nicht gleich „harmlos“. So können auch auf Heilpflanzen allergische Reaktionen erfolgen, und bei zu langer Anwendung oder zu hoher Dosierung sind unter Umständen Vergiftungserscheinungen oder organische Schäden möglich.

So hilft Phytotherapie gegen Schmerzen

Die Behandlung von Schmerzen gehört zu den ältesten Anwendungsgebieten pflanzlicher Heilmittel. Sowohl die durchblutungsfördernde und anregende Wirkung von Pflanzen kann dabei günstig sein als auch die entzündungshemmende oder beruhigende Wirkung. Erst seit dem 19. Jahrhundert ist es möglich, die in Heilpflanzen enthaltenen Stoffe in reiner Form zu gewinnen und sie zu hochwirksamen Arzneistoffen weiterzuentwickeln. Das gilt z.B. für Salicylsäure, einen Wirkstoff aus der Weidenrinde, dessen schmerzstillende Wirkung schon lange bekannt war. Nach Jahren der wissenschaftlichen Erforschung einzelner destillierter Wirkstoffe ist man in den letzten Jahren in der modernen Pflanzenheilkunde wieder dazu übergegangen, die natürliche Zusammensetzung der pflanzlichen Heilmittel zu erhalten, um das gesamte komplexe Wirkspektrum nutzen zu können. Ein Beispiel für diese Praxis ist der Kohlwickel, der in naturheilkundlichen Kliniken bei Patientinnen und Patienten mit Knieschmerzen bei Gonarthrose angewendet wird:

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Ines Bergfort
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